Frage zur Grammatikterminologie

Liebe Linguisten,

ich schreibe als Promotionsprojekt die Grammatik einer altsemitischen Sprache und merke immer wieder, dass ich als Philologe was die 
präzise Beschreibung einiger v.a. syntaktischer aber auch morphologischer Phänomene angeht an eine etwas "schlampige" Terminologie gewöhnt bin bzw. bestimmtes Wissen gar nicht habe oder mir jedenfalls einige Fragen noch nie gestellt habe. So habe ich im Moment folgendes Problem:

In der nämlichen Sprache gibt etwa das Interrogativpronomen mannu. Eingeordnet folglich im Kapitel "Interrogativpronomina". 
Als "Relativpronomen" wird eine unflektierbare Nota relationis ša benutzt, eingeordnet im Kapitel "Nota relatonis". 
Aus der Verbindung von beidem ergibt sich ein indefinites Relativum "was auch immer", etymologisch offenbar als "Was (es auch ist), das…" zu denken. Die Frage ist: Wie nennt man so eine ganze Phrase, die zur Einleitung eines Relativsatzes gebraucht wird? In modernen Sprachen schummeln wir uns meist herum, in dem man etwa das Französische quoique, das sich ja genau so zusammensetzt, einfach als ein Wort auffasst und folglich als "Pronomen" einordnen kann. Ich weiß aber nicht ganz, in was für ein Kapitel ich so etwas aufnehmen soll. Übersehe ich da gerade etwas oder mache mir zu viele Probleme? In den vorhandenen Beschreibungen verwandter Sprachen & Dialekte wird das meist einfach alles unter "Relativpronomen" gebucht, aber ich möchte unter Pronomina gerne auch nur Pronomina im engeren Sinne führen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr eine Idee dazu hättet.

Hey!
Ich kenne diese Probleme des Labeling. Wenn es eben kein Relativpronomen ist, passt das nicht. Wie wäre es mit Konjunktion? Ist es denn eine Partikel? Dann könntest du es unter Partikel und freie Formen einordnen oder so ähnlich. Grüße und viel Erfolg beim Finden.

Wie ist denn deine Grammatik bisher konzipiert? Orientiert sie sich strukturell und terminologisch eher an den philologischen Traditionen deines Fachs, oder ist sie vielleicht eher deskriptiv-typologisch ausgerichtet (wie z.B. die Grammatik-Reihen von Mouton-DeGruyter oder Routledge)? Welche Kapitelstruktur hast du dir überlegt? Denn insbesondere die Wahl der Terminologie ist meiner Meinung nach nicht nur "Labeling", sondern bestimmt mit, in welche(n) Fachdiskurs(e) du dich einschreibst; mitunter ist sie auch theoretisch aufgeladen. "Nota Relationis" scheint zum Beispiel ein spezifischer Begriff (insb.) der Semitistik zu sein, während Sprachtypologen dasselbe Phänomen z.B. als "Relativizer" oder "Relative Marker" bezeichnen würden. Das Zusammentreten der Nota Relationis mit dem Pronomen würde ich vermutlich als periphrastischen(/analytischen) Relativizer bezeichnen. Einen "klassischen Begriff" dafür kenne ich leider nicht. Was die Kapiteleinordnung angeht, muss ich passen, da ich nicht weiß, welche Kapitel du vorgesehen hast.

Falls dich die typologische Terminologie allgemein interessiert, kann ich (neben dem vermutlich bekannten "Describing Morphosyntax" von Thomas Payne) Dixons "Basic Linguistic Theory" (2010; Band 2 hat ein längeres Kapitel zu Relativsätzen) empfehlen. Falls Interesse an spezifischer Literatur zu Relativsätzen besteht, kann ich da ebenfalls etwas vorschlagen.

Vielen Dank Euch beiden für Eure Antworten!

Zu Bines Konjunktion-Vorschlag: Das ist auch noch so eine Sache, denn wie in anderen Sprachen ist das Relativpronomen in meinem Fall zugleich die Konjunktion "dass". Nehmen wir einmal das formal gleich aufgebaute französische qui est-ce que. Das que am Ende ist offenbar das relative que, was man daran sieht, dass es im Nominativ qui est-ce qui "Wer ist es, der…", im Akkusativ qui est-ce que "Wer ist es, den…" heißt. Das scheinbar gleich aufgebaute comment etc-ce que, das man in einer Sprachbeschreibung an ähnlicher Stelle zu finden erwarten würde, enthält ja aber offenbar die Konjunktion que "dass" – "Wie ist es, dass…". Damit würde ich die auch bei mir mögliche Konstruktion aus "wie" + "dass" unter (zusammengesetzten) Konjunktionen verbuchen, das "erweiterte Pronomen" nicht. Alles etwas unschön…

Zu thf: Über diese Frage bin ich gleichzeitig am Überlegen, weil sie sich, wie Du sagst, aufdrängt. Natürlich wird das Buch generell in der Tradition der vorhandenen Grammatiken stehen (müssen), schon um dem Zielpublikum ein zugängliches Buch zu präsentieren. Auch mir macht es das einfacher, ich bin ja in dieser Tradition "erzogen" worden. Die Grammatik ist deskriptiv angelegt und es wird  wohl vier große Abschnitte geben – Graphpie; Morphologie; Morphposyntax; Syntax. Dabei habe ich aber doch einen gewissen Drang zur "Modernisierung" in manchen Dingen, denn die einschlägig vorhandenen und auch neu entstehenden Sprachbeschreibungen sind für mein Dafürhalten oft doch etwas zu sehr von Dingen abhängig, die 1850 geschrieben wurden, vor allem terminologisch. Das macht einem oft das Finden von typologischen Parallelen schwerer, als es sein müsste und gilt vor allem für die Syntax, weil die in den bisherigen Darstellungen fast immer zu kurz kommt und nie wirklich ausführlich beschrieben wird. Daher ist die nun eines meiner Hauptaugenmerke und ich merke, dass ich eventuell mehr terminologisches Rüstzeug brauche, als mir traditionell zur Verfügung steht. Ich danke Dir schonmal für die zwei Literaturangaben, tatsächlich kannte ich auch das erste nicht. Tatsächlich ist – warum auch immer – allein Morphosyntax keine Kategorie, die normalerweise angesprochen wird.