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reger > 05.10.2015, 21:04:12
thf > 05.10.2015, 21:47:24
Zitat:(c) Der Typ tagtäglich/wortwörtlich: Dieser Typ ist wohl auf die beiden genannten lexikalisierten Bildungen beschränkt. Obzwar man eine Basis (täglich) nennen und einen semantischen Effekt wahrnehmen kann (' Ausschließlichkeit\ vgl. Arnold übt täglich/??tagtäglich seine Muskeln, nur sonntags nie), scheint es ausgeschlossen, analoge Neubildungen vorzu nehmen (*stundstündlich, *monatmonatlich; *satzsätzlich), so daß eine morphologische Relation täglich>tagtäglichQuelle: Schindler (1991:603)
und somit das Vorliegen einer reduplizierenden Bildung unwahrscheinlich anmutet. Die Einordnung dieses Typs muß jedoch offenbleiben
Kevin > 05.10.2015, 22:55:37
thf > 06.10.2015, 09:17:19
Zitat:EDIT: Ich habe in einem Forumseintrag im Internet noch Beispiele wie "klamheimlich" und "rotzfrech" gefunden, die wohl ähnlichem Muster folgen. "klamheimlich" ist von lat. clam (heimlich) + heimlich abgeleitet und "rotzfrech" von ital. rozzo (frech) + frech. Zählen die auch zu diesem Wortbildungsmuster?Das ist interessant :) Sind die Etymologien einigermaßen gesichert[1]? Es gibt schon Ähnlichkeiten, aber ich würde sagen, dass dieses <Nom1+Nom1+lich> Muster mit den genannten semantischen Kriterien zumindest einen spezifischen Subtyp begründet.
Kevin > 06.10.2015, 14:30:38
Zitat:ROTZFAUL, adj. durch und durch faul; nd. rottefûl Vilmar idiot. von Kurhessen 331.Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
sprach-blog > 07.10.2015, 09:28:49
thf > 07.10.2015, 17:15:46
(06.10.2015, 14:30:38)Kevin schrieb: Gibt es denn genaueres darüber, wann die beiden Wörter in etwa das erste Mal belegt sind?Spannend wäre, ob die Lexeme schon für das Mittelhochdeutsche belegt sind. Falls nicht, könnte man von da aus vorwärts suchen. Die historischen Korpora, die Cosmas II anbietet, decken (rückwärts) den Bereich bis 1700 ab. Der erste Beleg für 'tagtäglich' stammt von 1758, der erste für 'wortwörtlich' von 1906. (Und der erste für ein weiteres Lexem, das mir einfiel, 'nachtnächtlich', stammt von 1772). Offen bleibt die Frage -- wie bei Korpusuntersuchungen häufig -- inwiefern diese Wörter als umgangssprachlich einzustufen sind und deshalb nur so mittelmäßig im Korpus erscheinen.
(06.10.2015, 14:30:38)Kevin schrieb: "Jahrjährlich" habe ich in der Tat schon mal gehört und benutzt, aber gar nicht mal als ad hoc-Bildung, sondern als Lemma selbst. Dass dies aber an "tagtäglich" angelehnt ist, ist überaus wahrscheinlich.Da stellt sich dann nebenbei die Frage, ab wann ein Wort existiert. Formen wie "stundstündlich" liegen morphosemantisch nahe und können intuitiv gebildet und verstanden werden. Allerdings sind mit Ausnahme von "wortwörtlich" und "tagtäglich" alle Formen dieses Typs nach meiner Einschätzung nicht sehr frequent. Meine Aussage im letzten Beitrag beruhte daher auf der Behauptung, dass sie nicht zum aktiven Wortschatz gehören, aber bei Bedarf in geeigneten Situationen gebildet werden können. Ist aber zugegebenermaßen etwas wackelig ;) Nebenbeobachtung: Viele Belege für die etwas ungewöhnlicheren Formen stammen aus Zusammenhängen, die ich als eher umgangssprachlich einstufen würde. Da sollte man nicht zu viel reininterpretieren, aber das könnte ein weiteres Indiz sein.
Zitat:Ich frage mich, wieso diese Rekurrenz nur bei diesen beiden Wörtern belegt ist. Beide sind semantisch relativ unverwandt aber weisen den gleichen morphologischen Bau auf, der aber anscheinend nicht (mehr?) produktiv ist. Ich bin zwar nur Laie, aber finde das trotzdem komisch.Abgesehen von 'nachtnächtlich' sind mir noch 'punktpünktlich' und 'buchbuchstäblich" eingefallen, für die ich bei Google schwache Evidenz finde (für letzteres übrigens überwiegend in Texten des 18. und 19. Jahrhunderts).
reger > 08.10.2015, 20:50:59