Zitat:Die Sprache ist ein System von Zeichen und lauten sowie Regeln über die Verbindung solcher Zeichen. Mimik, Gestik und Körpersprache gehören auch dazu.
Würde ich eher als Definition von "Zeichensystem" gelten lassen.
Ich glaube, dass man von vornherein nicht darum herumkommen wird, Familienähnlichkeiten Rechnung zu tragen. Zeichensysteme mit Bedeutungen, die Kompositionalität aufweisen, sind wohl sprachnäher als Zeichensysteme, in denen Kompositionalität allenfalls kaum eine Rolle spielt, etwa in Gestik. Wenn man typische Bilder (Gemälde, ...) mit Gestik vergleicht (letztere ist oft sehr bildhaft!!! man denke an die vielen Gesten, die Gebrauchsbewegungen nachahmen oder andeuten, z. B. obszöne Gesten) und Gestik für sprachnäher hält, typische Bilder hingegen für sprachferner, wird das wohl besonders deutlich. Hierzu die berühmte Stelle aus Wittgensteins "Philosophischen Untersuchungen":
„66. Betrachte z. B. einmal die Vorgänge, die wir ‚Spiele’ nennen. Ich meine Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiel, Kampfspiele, usw. Was ist allen diesen ge-meinsam? – Sag nicht: ‚Es muß ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht ‚Spiele’’ – sondern schau, ob ihnen allen etwas gemeinsam ist. – Denn wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine gan-ze Reihe. Wie gesagt: denk nicht, sondern schau! – Schau z. B. die Brettspiele an, mit ihren mannigfachen Verwandtschaften. Nun geh zu den Kartenspielen über: hier findest du viele Entsprechungen mit jener ersten Klasse, aber viele gemeinsame Züge verschwinden, andere treten auf. Wenn wir nun zu den Ball-spielen übergehen, so bleibt manches Gemeinsame erhalten, aber vieles geht verloren. – Sind sie alle ‚unterhaltend’? Vergleiche Schach mit dem Mühlfahren. Oder gibt es überall ein Gewinnen und Verlieren, oder eine Konkurrenz der Spielenden? Denk an die Patiencen. In den Ballspielen gibt es Gewinnen und Verlieren; aber wenn ein Kind den Ball an die Wand wirft und wieder auffängt, so ist dieser Zug verschwunden. Schau, welche Rolle Geschick und Glück spie-len. Und wie verschieden ist Geschick im Schachspiel und Geschick im Tennis-spiel. Denk nun an die Reigenspiele: Hier ist das Element der Unterhaltung, aber wie viele der anderen Charakterzüge sind verschwunden! Und so können wir durch die vielen, vielen anderen Gruppen von Spielen gehen. Ähnlichkeiten auf-tauchen und verschwinden sehen.
Und das Ergebnis dieser Betrachtung lautet nun: Wir sehen ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Ähnlichkeiten im Großen und Kleinen.“
Um das weiter zu untermauern:
Sagen wir mal, dass Sprache
- primär mit Sprechen zu tun hat
- davon abhängig auch mit Schreiben.
Wenn man dann Gestik und schließlich sogar Bilder hinzuzieht, liegt es bezüglich dieser Bereiche näher, zu sagen, dass Exemplare dieser Bereiche zwar nicht zu den Praktiken des Sprechens, Schreibens oder Lesens gehören, wohl aber zu denen des Zeigens.
Daher
wenn <Sprachl. Zeichen> dann <Zeichen>
Das äußert sich recht deutlich darin, dass man z. B. Phonologisches eng mit Sprache in Verbindung bringt, sich die Suche nach gestischen oder mimischen Pendants jedoch als ziemlich schwierig gestaltete. Überhaupt scheint sich die Suche nach Sprachartigem in vielen Zeichensystemen als irreführend erwiesen zu haben.
Wenn nun ein Papagei redet, mag er Äußerungen machen, deren Typen in menschlichen Praktiken entstanden sind und in denen er Ausdrücke so verwendet, dass man Semantik darauf anwenden kann. Aber seine Äußerungen passen nicht zu den Situationen, wie sie in pragmatischen Abhandlungen als Beispiele als relevant gelten. Er deckt sozusagen etwas Sprachtypisches ab, ohne entsprechende Zeichenhandlungen auszuführen (wenn sein Tun auch mit einer Art Absichten verbunden sein mag und auch Anzeichen für allerlei sein mag).
Und das alles passt zu:
" [...] um menschliche Sprache von anderen Kommunikations- und Zeichensystemen abzugrenzen" (janwo)