Herkunftsbezeichnung auf -er

Liebe Forumsgemeinschaft,

obwohl ich selbst einmal Germanistik studiert und den gesamten Vormittag intensiv im Grammatik-Duden gestöbert habe, bin ich bei folgendem Problem nicht viel weiter gekommen:

Es geht um von Ortsnamen abgeleitete Personen-Herkunftsbezeichnungen auf -er. Die ältere Forschung fasst das auch gerne als "Stammesnamen" zusammen.

Jetzt ist in unserer Lokalzeitung ein Spezialfall in der Leserbriefspalte intensiv diskutiert worden: Wir verfügen hier über einige Ortsnamen auf -en, beispielsweise Hundsangen, Lindenholzhausen, Eschhofen. In unserem rhein- und moselfränkischen Übergangsgebiet wird die Herkunftsbezeichnung volkssprachlich in der Form des Ersetzens der Endsilbe durch -er und des Wandels des vorherigen Vokals zum Umlaut vollzogen, also: Hundsänger, Lindenholzhäuser, Eschhöfer.

Aber ist das im Hochdeutschen auch korrekt? Dass es die Bildung der Herkunftsbezeichnung auf -er gibt, ist klar. Aber ist es auch korrekt, die bisherige Endung zu ersetzen und den Vokal zu wandeln? Müsste es im Hochdeutschen nicht vielmehr Hundsangener, Lindenholzhauserner und Eschhofener heißen?

Vielen Dank schon mal im Voraus für eure Antworten!

Also ich bin in Hausen im Kreis Offenbach zur Grundschule gegangen, deren Einwohner die Hausener waren. Später, als ich innerhalb desselben Landkreises schon weggezogen war nach Seligenstadt, deren Nachbargemeinde Zellhausen und deren Einwohner die Zellhäuser waren und ich mithin Seligenstädter, wurde Hausen nach Obertshausen eingemeindet und da waren sie plötzlich die Obertshäuser, entsprechend den Zellhäusern statt der Obertshausener oder Zellhausener, wie es in Standarddeutsch wohl richtig wäre. Ich selbst wurde Seligenstädter und zog nach meinem Studium in Mainz, wo ich Mainzer war, nach Darmstadt-Eberstadt, wo ich Eberstädter wurde. Von dort aus besuchte ich aber auch einmal am anderen Ende des Odenwalds die Eberstadter Tropfsteinhöhle. Wir waren aber auf beiden Seiten des Odenwaldes Odenwälder und nicht *Odenwalder! Bei den Kreishauptstädtern (Kreishauptstadtern?), den Offenbachern schwankt die Bezeichnung übrigens mit Offenbächern.

Allä Häsä sin Väbräschä, denn sie klauä Aschäbäschä!

Noch Fragen?

Schade. Ich hatte gehofft, dass sich aus der Sprachentwicklung heraus Hinweise darauf ergeben, was die korrekte bzw. zumindest näherliegende Version ist.

"korrekt" sind die sicherlich beide, jede innerhalb ihres Systems. Die Form mit Umlaut gibt es, weil das Suffix sprachgeschichtlich irgendwann einmal ein /i/ enthielt, das eben Umlaut auslöste. In manchen Varietäten wird die Umlautregel beibehalten, in anderen fällt sie mit dem /i/ weg.

"Es geht um von Ortsnamen abgeleitete Personen-Herkunftsbezeichnungen auf -er. Die ältere Forschung fasst das auch gerne als "Stammesnamen" zusammen.

Jetzt ist in unserer Lokalzeitung ein Spezialfall in der Leserbriefspalte intensiv diskutiert worden: Wir verfügen hier über einige Ortsnamen auf -en, beispielsweise Hundsangen, Lindenholzhausen, Eschhofen. In unserem rhein- und moselfränkischen Übergangsgebiet wird die Herkunftsbezeichnung volkssprachlich in der Form des Ersetzens der Endsilbe durch -er und des Wandels des vorherigen Vokals zum Umlaut vollzogen, also: Hundsänger, Lindenholzhäuser, Eschhöfer."

Sie wundern sich, dass die Bewohner/innen von Hundsangen als Hundsänger bezeichnet werden? Die Bezeichnungen der Bewohner/innen werden auf sehr unterschiedliche Arten gebildet, auch manchmal durch eine Veränderung des Stammvokals; entscheidend ist, wer diese Ableitungen wann standardisieren konnte. Der Plural mit Umlaut im Stammvokal wurde bestimmt aus der Mundart übernommen.

Vergleichsbeispiele:

Diessenhofen > Diessenhofer/in
Dörflingen > Dörflinger/in
Emmishofen > Emmishofer/in
Hausen > Hausener/in (Mundart: è Husènèr)
http://www.nordbayern.de/region/forchhei...-1.4663517
Hemishofen > Hemishofer/in
Hof > Hofer/in
http://www.euroherz.de/bett-im-wald-hofe...n-3865276/
Holzhäusern > Holzhäuser/in
http://www.spiegel.de/forum/member-351841.html
Mittelhäusern > Mittelhäuser/in (Mundart: è Mìttuhüsènèr)
Mosnang > Mosnanger/in
Neuenhof > Neuenhofer/in (Mundart: è Nöyèhöflèr)
Niederwangen > Niederwanger/in
Oberdorf > Oberdorfer/in (Oberdörfer nur als Familienname)
Oberhof > Oberhofer/in
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/...1726814329
Oberhofen > Oberhofener/in
http://www.schwaebische.de/home_artikel,...18884.html
Wangen > Wangener/in
http://www.schwaebische.de/region_artike...d,731.html
Wängi > Wängener/in
http://www.fc-waengi.ch/Waengi_Winkeln_RR1415
Wiesendangen > Wiesendanger/in

Ableitung mit einer Veränderung des Stammvokals habe ich keine gefunden.