Habe mich erst oberflächlich mit dem Thema befasst, dann bekam ich allerdings diesen Satz zu Ohren und frage mich jetzt aber sofort was es damit auf sich hat!
Meine bisherigen Gedanken:
Nach Austins verworfenem Modell ist das eine konstative Äußerung, keine performative. Mit seiner verbesserten Auffassung, dass alles Sprechen Handeln ist, wäre es dann eine implizite Performative, da man z.B. auch sagen könnte: "Ich stelle hiermit fest, dass ich dich küssen muss!"
Im Vorläufermodell heißt es ja, dass nur konstative Äußerungen entweder einen wahren oder einen falschen Bericht über etwas geben, performative nicht. Da jetzt aber alle Äußerungen performativ sind, gibt es gar kein Wahr und Falsch mehr, oder was passiert dann mit meinem Kuss?
Falls man hier doch nach wahr/falsch fragen kann: Wie ist das dann zu verstehen, wenn er mich dann aber nicht küssen wird? War die Äußerung nach Austin dann ein sprachlicher Unglücksfall? Ein Fehlschlag oder gar Missbrauch?
Edit: Ein Fehlschlag läge wohl eher nie vor, da mit der Ergänzung um "Ich stelle hiermit fest" eigentlich auch tatsächlich festgestellt wird. Außer z.B er dankt man habe ihn zum Küssen verpflichtet und denkt daher, er
müsse mich küssen, tatsächlich muss er das aber gar nicht - eine Fehlberufung wäre das dann, oder? Was wäre dann eine Fehlanwendung?
Missbrauch hingegen scheint mir nach wie vor Sinn zu ergeben: Die Handlung kommt zustande - die Behauptung, er würde das feststellen, ist durch die Äußerung selbst erfüllt. Die Handlung ist aber "hohl", wenn er mich dann nicht küsst, es kommt zum Bruch. Unaufrichtig wäre es, wenn er bewusst behauptet, er stelle seinen Kusszwang fest, obwohl er das gar nicht tut..
Kann es auch sein, dass es hier nicht sehr sinnvoll ist, diesem Ansatz zu folgen und ich sollte mir besser mal die Illokution anschauen?
Ps.: Auch über eine Antwort zu nur irgendeiner dieser Fragen/Überlegungen würde ich mich freuen!