Hmm, sehr interessanter Punkt. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich die anderen Beispiele auch ganz normal finde. "Heute färbt Christian Ihre Haare." fände ich ganz normal im Kontext. Auch bei "Hast du schon wieder deine Haare gefärbt?". Auch "Nachdem ich meinen Fuß verstaucht habe, streicht Christian mir netterweise das Haus." passt ganz gut.
Was daran liegt, dass Körperteile wie Elternteile monovalente Nomen sind und einen overten Besitzer brauchen, also wohl das deutsche Pendant zu Alienabilität. Bei "Ich färbe deine Haare." wäre diese vakante Valenzstelle ja bereits gefüllt durch "dein" und würde kein "dir" mehr brauchen, was das anlangt.
Aber das eine muss ja nicht das andere ausschließen. Der Punkt ist auf jeden Fall interessant, als vielleicht hintergründige Motivation dazu.
Das hieße, man müsste irgendwie erklären wie man aus diesen drei zugrundeliegenden Lesarten, diejenige mit dem "Dativ" kriegt, die syntaktisch aber auch die Valenzstelle des Nomens "Gesicht" füllen kann.
"Ich schlage dich."
"Ich schlage dein Gesicht."
"Ich schlage dich ins Gesicht."
> "Ich schlage dir ins Gesicht."
Ich glaube bei diesem Beispiel ist die leere Valenzstelle, also die Alienabilität, aber zu vernachlässigen, weil es wahrscheinlich mitverstanden wird. "Voll ins Gesicht!" ist zwar umgangssprachlich, kommt aber auch ohne Besitzer aus. Ansonsten wirds mühselig "Ins Gesicht schlage ich dir!" so aufzudröseln in einem Baum, dass "dir" die Personalunion aus Komplement und Valenzstelle des Nomens füllt.
Es wäre darüber hinaus interessant, was
zuerst da war: dich oder dir. Vielleicht ist "dich" eine Überkompensation, dass jemand dachte, hier fehlt ein Akkusativ, und so wäre es richtiger. Oder "dir" entstand durch einen Argumentenverschiebungsprozess, der bei diesem Miniset aus Antunsverben die Undergoerposition so herausstellen lassen will, dass es verzeihlich ist, kein Akkusativobjekt zu haben. Es ist ja nicht so, dass wir nicht "Ich helfe dir." hätten.
Am besten wäre es daher, wenn man noch weitere Beispiele findet, die wirklich kein Akkusativobjekt haben (aber zum Beispiel eine Präpositionalphrase wie hier), die aber keine Antunsverben sind. Auch bei "Ich färbe dir die Haare." ist es wieder ein Benefaktiv, "die Haare" bleibt das overte, transitive Direktobjekt.
Vielleicht überdenke ich das ganze auch komplett, weil es mir im Kopf rumschwirrt, und es ist einfach eben so, basta.