Imperativ

Hallo,
wenn ich mich nicht täusche, bietet die deutsche Sprache doch drei Arten der Imperativbildung. Aber ich frage mich, welche denn davon nun grammatikalischer ist und welche ungrammatisch ist...

1. Möglichkeit: Die "Normal"-version wird dadurch gebildet, dass von der zweiten Person Singular das Flexionssuffix weggenommen wird. Dann treten auch Imperative auf, die nicht jeder benutzt: Iss, Stirb, Lies, Tritt.

2. Möglichkeit: Die zweite Möglichkeit ist der Verbstamm. Dort kommen dann auch die Formen vor, von denen man meistens denkt, sie seien "falsch": Ess, Sterb, Les, Tret.

3. Möglichkeit: Das bekannteste Beispiel ist "Mensch ärgere dich nicht". Manchmal bildet man den Imperativ indem man an den Infinitiv ein "e" anhängt. Lese, Esse, Sterbe, Trete.

Was ist denn der Grund dafür, dass es so viele Möglichkeiten gibt, wie stehen sie zueinander, was ist grammatikalisch und was eher Umgangssprache? Hat da vielleicht jemand Informationen zu; würde mich echt mal interessieren =)

LG
Kevin

Hallo,

da ist aber eine Menge verquer geraten in der Darstellung.

bei 1.: Der Imperativ wird nicht aus der 2SG sondern der 3SG abgeleitet.
bei 2.: Die Formen sind klassischerdings falsch; es sei dahingestellt, ob hier gerade Sprachwandel stattfindet und diese Formen im Begriff sind, akzeptabel zu werden.
bei 3.: Der Infinitiv endet in {-(e)n}, wenn ich da ein {-e} dranhänge, bekomme ich Formen wie *geh-en-e. Das {-e} wird an den nackten Stamm angehängt: geh-e.

Der Grund für die verschiedenen Möglichkeiten liegt in historischen Flexionsmustern und dem Unterschied zwischen starken und schwachen Verben.

Die Bildung der Imperative und ihre Verwendungsregeln sind in der Dudengrammatik §609 erläutert.
Zur Geschichte der Formen kann man in jedem beliebigen Lehrbuch zur deutschen Sprachgeschichte Informationen finden.

Ups, ich meinte ja den Verbstamm.
Naja, ich habe nun nicht vor, mir deshalb Bücher zu kaufen. Vielleicht kann ich ja etwas im Internet finden. Aber danke

Die Dudengrammatik fehlt in keiner halbwegs brauchbaren öffentlichen Bibliothek. ;)

Hallo!

Also, unter einem 'ungrammatischen' Imperativ würde ich etwas verstehen, das keine eigene grammatische Form benennt, aber aus pragmatischer Sicht eine Aufforderung darstellt. zum Beispiel: "Das Fenster ist offen." in einem Kontext, in dem dieser Satz als Aufforderung verstanden werden soll, so also, wenn jemand nahe am Fenster steht und der Tonfall, Haltung usw. es als Aufforderung verstehen lassen.
Auf der Seite: http://deutsch.lingo4u.de/grammatik/verben/imperativ
werden ganz unten solche Aufforderungen genannt.

Was meint ihr, kann man so etwas dann auch als Imperativ bezeichnen, oder entspricht es eben nur der pragmatischen Illokution?

Grüße :)

Maria

und dann gibt es noch andere Formen, wie "man nehme ..." (Rezept), "man bringe ihn herein!" (veraltet, Wunsch, Konjunktiv??) - beides grammatische Formen, die konventionell Aufforderungen ausdrücken (oder es früher getan haben)

Das hat wohl nur was mit der Illokution zu tun.
Das Wort ungrammatisch drückt als Fachterminus aus, das etwas gegen die grammatischen Regeln verstößt, also unkorrekt ist.