Interface zwischen Morphologie und Phonologie

Hat jemand von euch eine Idee für ein Thema für eine Seminararbeit über das Zusammenspiel von Morphologie und Phonologie im Deutschen? 

Hier ein Beispiel:
land+en = Verb landen, mit der Silbentrennung lan.den
Aber: Land+Ente (Phantasiewort) hat die Silbentrennung land.en.te
Achtet auf das d.
Das ist ein Beispiel für ein Interface zwischen Morphologie und Phonologie. Die phonetische Umgebung ist identisch. Nur die morphogische Information im Gehirn des Sprechers (dass -en ein Suffix und Ente hingegen ein Nomen ist) führt zur unterschiedlichen Silbentrennung.

Aber ich suche ein interessanteres Thema. Hat jemand eine Idee?

Hi! (:

Was ich sehr interessant finde, ist Verschleifung – sowohl von Endungen (1) als auch enklitische Artikel (2) und Pronomina (3):

(1) Endungen /ˈ ɛndʊŋən/ [ˈ ɛndʊŋː ]
(1) einem /ˈ ajnəm/ [ˈ ajm]
(1) gehen /ˈ geː ən/ [geː n]
(1) laufen /ˈ lawfən/ [ˈ lawfn̩]
(2) hinter dem /ˈ hɪntɐˌ deː m/ [ˈ hintɐm]
(3) geht es /ˈ geː tʔəs/ [ˈ geː ts]

Bei (1) könnte zum Beispiel darauf eingegangen werden, welchen Einfluss die Vorherrschaft von ⟨e⟩ bzw. /ə/ in deutschen Endungen auf das Klangbild und die Ambiguität von Sätzen hat.

LG
Yaouoay

Hallo,

bei deinem Beispiel mit landen und Landente wäre ich nur vorsichtig. Es ist nicht die gleiche phonetische Umgebung, da <Ente> als volles Nomen in einem Kompositum den Glottisschlag beibehält und dadurch eine andere Silbentrennung verhindert, weil die Silbe bereits einen initialen Konsonanten hat: /ʔɛn.tə/. Suffixe mit silbeninitialem Glottisschlag gibt es (glaube ich) nicht, weshalb {-en} zwingend den Konsonanten der vorigen Silbe schluckt. Deswegen wäre ein Arbeiten mit einer mentalen Repräsentation von Morphologie hier gar nicht mal so ausschlaggebend.

Und zu den Verschleifungsbeispielen würde ich vielleicht nur hinzuwerfen, dass die letzten Konsonanten bis auf bei "gehts" syllabisch sind. Auch bei Endungen würde ich es nicht als Geminate transkribieren sondern [ʔɛn.dʊŋ.ŋ̩], weil man hier eigentlich noch den zweiten Silbenberg vernehmen kann. Bis auf Endungen kann ich mir aber vorstellen, dass bei weiterer Verschleifung auch dieser Silbenberg verschwindet und der Konsonant ganz in die Silbe übergeht.

Ich finde es schwierig, anderen konkrete Themen vorzuschlagen. In Nübling et al. (2017) findet man einen historischen Überblick über die Entwicklung des Deutschen, der die Interaktion der verschiedenen Ebenen diachron betrachtet – Auch die von Phonologie und Morphologie. Wenn das Thema auch eine historische Komponente haben darf und du dich für so etwas interessierst, bin ich guter Dinge, dass du darin diverse Anregungen für ein Hausarbeitsthema findest. 



Nübling, Damaris, Dammel, A., Duke, J., + Szczepaniak, R. (2017). Historische Sprachwissenschaft des Deutschen : eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Tübingen: Narr Francke Attempto.

Kevin schrieb:Und zu den Verschleifungsbeispielen würde ich vielleicht nur hinzuwerfen, dass die letzten Konsonanten bis auf bei "gehts" syllabisch sind. Auch bei Endungen würde ich es nicht als Geminate transkribieren sondern [ʔɛn.dʊŋ.ŋ̩], weil man hier eigentlich noch den zweiten Silbenberg vernehmen kann. Bis auf Endungen kann ich mir aber vorstellen, dass bei weiterer Verschleifung auch dieser Silbenberg verschwindet und der Konsonant ganz in die Silbe übergeht.

Ich habe nur eine mögliche Ausspracheweise angegeben, das hätte ich vielleicht dazusagen sollen. Ich spreche Endungen, einem, gehen und hinterm oft so aus, wie ich es angegeben habe, ohne silbischen Nasal. Aber er kann natürlich auch silbisch sein.

Ah okay, dann nehme ich alles zurück. :) Nördliche Plattdeutschdialekte haben allerdings wortfinale Nasalgeminaten entwickelt durch die e-Apokope, also monomorphemische. Das hab ich erst vor wenigen Wochen herausgefunden/gesagt bekommen, mir ist das beim Sprechen nie aufgefallen. ?