Kuriosität des sächlichen Artikels im Niederdeutschen

Moin moin,
ich will echt nicht nerven mit dem Niederdeutschen, aber das ist nun einmal meine persönliche Betrachtungssprache ;)
Das Niederdeutsche hat ja keine morhologischen Kasus mehr. Manchmal wird der unbestimmte Artikel noch dekliniert, ansonsten bleibt aber die Grundform "en" oder manchmal "en (m)" und "ene (f.)". Es geht mir aber um die bestimmten Artikel, bei denen nur der männliche Artikel im Objektfall dekliniert wird: de Disch (Nom.) / an den Disch (Obj.fall). Der sächliche Artikel bleibt: dat Peerd (Nom.) / to dat Peerd (Obj.fall).
Die Sprachpraxis sieht da aber anders aus. Denn es gibt einerseits bei feststehenden Redewendungen wie "zum Beispiel" einen Dativrelikt: to'n Bispeel. Allerdings wird bei fast allen Sprechern in der Form "to + Kurzform des Artikels" die sächliche Form genauso gebildet wie die männliche. Das führt dazu, dass ein Niederdeutschsprecher sagen würde: "to'n Musikmaken", aver "to dat Musikmaken".
Womit hängt das nun zusammen? Ein Dativrelikt ist wohl eher nicht.
Ich habe überlegt, ob es nicht vielleicht eine Übergeneralisierung ist, um den Nasallaut im Hochdeutschen "zum" zu imitieren. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass es einfach eine Analogiebildung ist zum männlichen Artikel.
Ich möchte das eigentlich gerne herausfinden und das linguistisch erarbeiten, weiß aber nicht, wie genau ich das anstellen muss. Wie kann man sowas untersuchen?
Bzw. was meint ihr überhaupt zu der Sache?
LG
Kevin

(19.05.2011, 17:50:57)Kevin schrieb: ich will echt nicht nerven mit dem Niederdeutschen, aber das ist nun einmal meine persönliche Betrachtungssprache ;)

So lange Du jetzt nicht Hoffnungen hegst, ich würde ein separates Niederdeutsch-Forum einrichten...

(19.05.2011, 17:50:57)Kevin schrieb: Womit hängt das nun zusammen? Ein Dativrelikt ist wohl eher nicht.
Ich habe überlegt, ob es nicht vielleicht eine Übergeneralisierung ist, um den Nasallaut im Hochdeutschen "zum" zu imitieren. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass es einfach eine Analogiebildung ist zum männlichen Artikel.
Ich möchte das eigentlich gerne herausfinden und das linguistisch erarbeiten, weiß aber nicht, wie genau ich das anstellen muss. Wie kann man sowas untersuchen?

Mögliche Erklärungsansätze bzw. -hypothesen wären

1. "Fossilien" älterer (mittel- oder frühndt.) Sprachformen
   
2. Analogie zu den maskulinen Formen
   
3. Analogie zur hochdt. Verwendungsweise (sprachintern)
   
4. Interferenz (Codemixing?) unter hochdt. Einfluss
   
5. nachlassende Sprachkompetenz in der Sprechergemeinschaft
   

Herausfinden kannst Du derlei einerseits, indem Du gesprochenes Niederdeutsch systematisch untersuchst. Das ist mitunter sehr aufwändig und wohl eher ein Thema für eine Examensarbeit. Andereseits könntest Du per Fragebogen das Sprachverhalten untersuchen. Der Nachteil dieser methode ist aber das "Beobachterparadox", dass die Leute tendentiell auch gerne mal das antworten, was sie glauben, was Du von ihnen hören/lesen willst.

Hmm, danke für die Antwort. Kann sich denn eine ältere Sprachform in einer solchen Position halten? Es ist ja wirklich nur die Kurzform inkl. der Präposition. Sobald die Wörter alleine stehen, nimmt der Artikel eine andere Form ein.

Und wie könnte man nun versuchen, die einzelnen Thesen nachzuweisen bzw. zu widerlegen?

Nein, keine Sorge. Ich will kein eigenes Plattdeutschforum, hahahaha.

Naja.
Irgendwie hört es sich aber auch schwierig an "to't Musikmaken" zu sagen...
Ich meine... vielleicht, aber auch nur vielleicht, war das ja ein Dissimilationsprozess.
Ich bewege mich auf ultradünnem Eis, ich weiß.
Eigentlich denke ich auch an eine eventuelle Kürzung der unbestimmten Artikel, weil man die Kurzformen im Hochdeutschen vielleicht so gedeutet hat?