Morphemanalyse Beispiel

Hallo,

ich bereite mich gerade auf das Staatsexamen vor und habe eine Frage zu einer Übungsaufgabe. 
Wir sollen eine Morphemanalyse zum Wort unleserliche anfertigen. So weit so gut. Dachte ich jedenfalls. 
Allerdings bringt mich meine eigene Wortbildungsparaphrase durcheinander. Bei unleserlich geht es ja darum, dass etwas nicht zu lesen ist.
Das schließt aber aus, dass es sich bei dem Grundwort, um den Leser handelt. Oder bin ich da auf dem Holzweg? Denn eigentlich kann es ja nun nicht sein, dass es sich bei {-er} um ein Fugenelement handelt. Oder etwa doch?

Ich hab das so gelöst:

un-les-er-lich-e

{neg, WBM}, {BM}, {Subst. WBM}, {Suffix, WBM}, {Genusmark., FM}

Was sagt ihr dazu?

ganz liebe Grüße
Kathi

Hallo Kathi,

willkommen im Forum. 
Ich würde die Hypothese mit dem Fugenelement nicht sofort ausschließen, ich finde ise sogar sehr plausibel. Wenn man sich im DWDS den Eintrag zu leserlich anschaut, findert man Folgendes unter dem Stichwort Etymologie: leserlich Adj. ‘gut zu lesen, leicht zu entziffern’ (17. Jh.), älter leslich (Ende 15. Jh.), daneben lesenlich (15. Jh.). 
Grammis führt in diesem Sinne zum Stichwort Fugenelementen aus:

Fugenelemente sind Einheiten der  Wortbildung. Sie sind bedeutungsleere Lautfolgen, die die Fuge zwischen den beiden bedeutungstragenden Einheiten von nominalen und adjektivischen Komposita sowie von expliziten Derivaten mit dem Affix -lich füllen.

Derivationen auf -lich wie leserlich scheinen die einzige Ausnahme zu der Regel zu sein, dass Verfugungen nur in der Komposition vorkommen.

Viele Grüße
PeterSilie

Hallo PeterSilie,

damit hast du mir schon mal sehr weitergeholfen! Ich hab zu den Fugenelementen nur in "Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache" von Kessel und Reimann geschaut. Da stand zu genau diesem Ausnahmefall natürlich nichts drin. Aber dann weiß ich ja jetzt, wo ich im Bedarfsfall noch schauen kann, wenn ich mal wieder so eine Aufgabe habe.

Ganz lieben Dank!

Liebe Grüße

Kathi