Semantik und Extension

Hey Leute,

wir haben in Semantik diese Aufgabe bekommen :

Berechnen Sie die Extension des folgenden Satzes für eine beliebige Situation s:

Kein Mensch weiß, dass Maria Stefan liebt.

Wir haben bisher immer nur leichte Sätze wie "Niemand küsst Maria" berechnet und jetzt komme ich nicht mehr klar.... muss ich alle einzelnen Wörter berechnen?

MfG,
Zelda

Kein Mensch weiß, dass Maria Stefan liebt.
Form:
 
Für alle x:    Nicht:   Mensch (x)  impliziert    Weiß (x,   ‚Liebt (Maria, Stephan)‘)
Also:
Für alle x:     Mensch (x)  und   Nicht:     Weiß (x,   ‚Liebt (Maria, Stephan)‘)
 
Ich kenne eure semantische Theorie nicht! Ich nehme an, dass ihr davon ausgeht, dass Sätze jeweils in Situationen wahr sind.
 
Dann geht ihr vielleicht von einer Rekurssituation aus, um deren Menschen es in der Diskurssituation geht. In der in der Diskurssituation beschriebenen Situation gilt, dass auf alle Menschen aus der Rekurssituation zutrifft, dass sie nicht wissen, dass Stephan Maria liebt.



Wenn ihr Situationen so behandelt, wie man früher Welten behandelte:

„Kein Mensch weiß, dass Maria Stefan liebt.“

Wissen: Relationen zwischen Wissenden und Propositionen.
Propositionen: Mengen von Situationen.

Im Beispiel:
Für alle Menschen x gilt nicht: Zwischen x und der Proposition, dass Maria Stefan liebt, besteht die Relation Wissen.

Proposition, dass Maria Stefan liebt: Menge der Situationen, in denen Maria Stefan liebt.

Im Seminar dürften allerdings ein Standardverständnis und Standardnotationen verwendet werden. Daher ist es wohl besser, Fragen in Arbeitsgruppen zu klären.

(14.11.2017, 19:37:30)kunnukun schrieb: Kein Mensch weiß, dass Maria Stefan liebt.
Form:
 
Für alle x:    Nicht:   Mensch (x)  impliziert    Weiß (x,   ‚Liebt (Maria, Stephan)‘)
Also:
Für alle x:     Mensch (x)  und   Nicht:     Weiß (x,   ‚Liebt (Maria, Stephan)‘)

Du hast dich dabei leicht verhaspelt. Aus der letzten Zeile folgt insbesondere ∀x(Mensch(x)), was ein eher dubioser Schluss ist, wenn man nur von dem Ursprungssatz ausgeht. Dir ist die Negation an die falsche Stelle gerutscht und es dürfte wohl eher folgender Ausdruck gemeint worden sein:

∀x(Mensch(x) → (¬Weiß(x, Liebt(Maria, Stefan)))).

Augenscheinlicher ist es vielleicht von der Negation des Ausgangssatzes auszugehen – also »Es gibt einen Menschen, der weiß, dass Maria Stefan liebt.« – und diesen zu negieren, um wiederum den Ausgangssatz zu erhalten:

¬(∃x(Mensch(x) ∧ Weiß(x, Liebt(Maria, Stefan)))).
 
Wobei die letzte Formel natürlich äquivalent zu der oberen ist.

Richtig.

Zitat:Extension des folgenden Satzes für eine beliebige Situation s

Mich interessiert mal Folgendes: In dem Seminar ist offenbar von Situationen die Rede. In der Situationssemantik nach Barwise/Perry stützt eine Situation ein Infon. Beispiel ("->" für "Supports"):
s  ->  <<Fotografiert; Maria; Peter; 1>>
Eine Situation s stützt das Infon <<Fotografiert; Maria; Peter; 1>>.
s  ->  <<Fotografiert; Maria; Peter; 1>>        ist eine Proposition.
Interessant ist daran eine Übereinstimmung mit Davidson: Klassisch lernt man, eine Formel "Fotografiert  (Maria Peter)"  habe die Extension 1 gdw. das Tupel <Maria, Peter> zur Extension  von "Fotografiert" gehört. Tatsächlich beziehen wir in der natürlichen Sprache Aussagen wie "Maria fotografiert Peter" auf jeweils eine Situation (oder bei Davidson: ein Ereignis). Darin liegt auch die Indexikalität solcher Aussagen: dass Maria Peter fotografiert, ist wahr nur mit Bezug auf eine bestimmte Situation, in der das geschieht.
Dementsprechend bezieht Barwise die Situation in die Proposition mit ein.
Wenn nun in dem Seminar die Extension des Satzes berechnet werden soll, nehme ich an, dass das Wort "Situation" nur das alte Wort "Welt" ersetzt, wobei man sich Situationen wohl partieller als Welten denkt. In der Weltensemantik werden Extensionen jeweils für eine Welt berechnet. Was Situationen im ursprünglichen Sinne angeht, wäre mir das neu.

Hey liebe Leute,

ich soll den Extensionstyp der folgenden Ausdrücke: 
• Maria 
• Hund 
• jeder Hund 
• jed- • ist ein Hund 
• küsst Maria 
• zeigt (der) Maria 
• zeigt 
• Die Sonne scheint. 
• niemand bestimmen.

Ist das das mit den Tupel ? Könntet ihr mir vielleicht weiterhelfen? Ich bin echt eine Niete in Semantik muss den Kurs aber belegen....

Dankeschön im Voraus.

Das gehört wieder in die Hände einer Seminararbeitsgruppe.
Vorschlag:

• Maria   <e>
• Hund     <e,t>
• jeder Hund   <<e,t>,t>
• jed- • ist ein Hund    ???
• küsst Maria    <e,t>
• zeigt (der) Maria  <<t>, <e,t>>
• zeigt   <e, <t <e,t>>>
• Die Sonne scheint. <t>
• niemand   <<e,t>,t>



jed- • ist ein Hund
Setzt das nicht voraus, dass "Jed... ist ein Hund" eine Konstituente ist und nicht vielmehr "jed..." und "ist ein Hund" Konstituenten sind?

Hey sorry!

es sind zwei verschiedenen aussagen!

einmal 

• jed-

und einmal

• ist ein Hund

Weißt du vielleicht die Antwort hierzu?

Und danke, du bist klasse und ohne dich würde ich wahllos in Semantik durchfallen :(
Ich bewundere Leute, die Semantik können! 

MfG,
Zelde

• Jed …      <<e,t>, <e,t>>
  
• ist ein Hund   <e,t>
  

 
Ach so, dann ist bei „Hund“ wohl etwas anderes (recht Kompliziertes?) gemeint (was sagen deine Unterlagen zu solchen Substantiven, die allein gar keine Konstituenten sind?), ... später. Bin gerade erst gekommen ...

 Administratoren-Hinweis: Aus 3 Threads 1 gemacht. Bitte nicht mehrere Threads zur selben Frage eröffnen.

(27.11.2017, 18:55:48)kunnukun schrieb:

• Jed …      <<e,t>, <e,t>>
  

Au weia. Das ist wohl daneben.
"Jed ..."   gibt mit etwas vom Typ <e,t>, zum Beispiel "Hund", nicht wiederum etwas vom Typ <e,t>, sondern:
etwas, das mit etwas vom Typ <e,t> etwas vom Typ <t> ergibt.
Daher:

    <<e,t>, <<e,t>, t>>

Oder?


Nachtrag 7.12.: habe nachgelesen. GAMUT: "Logic, Language, and Meaning" II, Kap. 5, nimmt auch für "every" <<e,t>, <<e,t>, t>>.
Das hängt allerdings von Grundsatzentscheidungen des Seminars ab.

Dank dir, habe ich mich ernsthaft an meine Hausaufgaben rangesetzt und war erfolgreich! Doch leider komme ich bei der letzten nicht weiter und wenn ich die nicht schaffe, dann falle ich leider durch und werde nicht zur Hausarbeit zugelassen und bitte dich nun höchst verzweifelt mir noch einmal aus der Klemme zu helfen?
Meine Kommilitonen sind leider nicht...teamplayer..Bei uns ist die Konkurrenz sehr hoch. Ich bin sehr am verzweifeln...
 
MfG,
Zelda
 
 
ps. Das ist die Aufgabe...wenn du mir helfen möchtest /kannst...wäre ich dir sehr dankbar!
 
Aufgabe 1)
Übersetzen Sie den folgenden Satz in die Typenlogik. Geben Sie aber zuerst die lexikalischen Übersetzungen und den Typ der eingeführten Konstanten an. Reduzieren Sie anschließend so weit wie möglich.
Michael weiß, dass Paul Anna heiraten will.
------------------------------------------



Zelda schrieb diese Nachricht. Ich antworte im Thread, damit andere ggf. etwas beitragen/korrigieren können.  (Ich habe keine Lust, mich hier in Baumschreiben einzuarbeiten, und hoffe, dass ich mich durch Abstände verständlich mache.)
„Michael weiß, dass Paul Anna heiraten will.“
 
 
Michael               <e>
wissen                 <  <s,t>, <e, t> >
Paul                       <e>
Anna                     <e>
heiraten              <<e, <e, t>> >
Für den Umgang mit „will“ fehlt mir eure Diskussion.   Es könnte sein, dass ihr den Satz als
„Michael weiß, dass Paul will, dass er Anna heiratet“
versteht.
Dann:
wollen                  < <s,t>, <e, t> >
 
Michael               weiß,                                dass          Paul       will,        dass       er           Anna     heiratet
<e>                       < <s,t>, <e, t>>                                <e>        <<s,t>, <e, t>>  <e>           <e>     <<e, <e, t>> >
                                                                                                                                                                        <e,t>
                                                                                                                                                             <t>
                                                                                                                                                             <s,t>
                                                                                                              <e,t>
                                                                                                              <t>
                                                                                              <s,t>
                                                <e,t>                
                <t>                                                       

Nachtrag:  
Ich weiß nicht, wie ihr dass-Sätze behandelt habt.
Man kann sagen, dass sie Propositionen bedeuten und daher vom Typ <s,t> sind. Das ist der Typ der Ausdrücke, die einer Welt jeweils den Wahrheitswert des betr. dass-Satzes in dieser Welt zuordnen.
Daher z.B. unter "er Anna heiratet"  erst <t>, dann (man könnte sagen: wegen des dass)  <s,t>.

Danke vielmals, dass du dir die Zeit genommen hast um mir zu helfen!Ich schaue mir das nochmal mir will und dass an!

(13.01.2018, 21:26:02)kunnukun schrieb: Nachtrag:  
Ich weiß nicht, wie ihr dass-Sätze behandelt habt.
Man kann sagen, dass sie Propositionen bedeuten und daher vom Typ <s,t> sind. Das ist der Typ der Ausdrücke, die einer Welt jeweils den Wahrheitswert des betr. dass-Satzes in dieser Welt zuordnen.
Daher z.B. unter "er Anna heiratet"  erst <t>, dann (man könnte sagen: wegen des dass)  <s,t>.

Lieber Kunnukun,

könntest du mir hier bei Aufgabe 1 und Aufgabe 2 vielleicht behilflich sein?
Dies ist keine Hausaufgabe, ich übe einfach nur für meine Klausur
und da es keine Lösungen gibt, weiß ich nicht ob ich auf dem richtigen Weg bin. 

Dankeschön