The gayness of linguistics

In unserem Tumblr-Blog hatten wir unlängst diese Anfrage: 

linguisten schrieb:

anonym schrieb:So, I’m at a linguistics camp, and we’ve just discovered that only few of us are straight. Do you know why linguistics could be less straight than other things? Do your experience reflect this.

I have no empirical data on the “straightness” of any field or, for that matter, the people working in it, and I don’t think my speculation is any better than yours.

Yes, there are many openly LGBT+ people in linguistics, but I don’t know whether their proportion in linguistics is higher than that in the total population.

At some conference, almost 20 years ago, I overheard linguists speculating that the  seemingly high proportion of gay men among the few men studying linguistics* was due to the fact that linguistics was a “soft” subject and hence something feminine, not a “hard science” or maybe due to the fact that “female brains” were better at language skills. Such ideas are, of course, sexist bullshit and should be discarded.

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*) the ratio has long been shifted towards the female end of the spectrum, at least for students; with faculty, it used to be reversed but it’s getting more balanced nowadays

Inzwischen hat sich da eine kleine Diskussion entspronnen, die ich hier nicht kopieren, sondern quasi erneut anfachen möchte.

Das klingt für mich zunächst nach einem Fehlschluss und deckt sich nicht mit meinem persönlichen Eindruck aus meinem wissenschaftlichen Umfeld. Es gibt sicher bei vielen Offenheit, Toleranz und einige, die offen zu nicht-heterosexuellen Neigungen stehen; aber mehr als in anderen Geisteswissenschaften und gar speziell unter Kerlen? Das zumindest glaube ich kaum. In andere Wissenschaftszweige habe ich zu wenig Einblick.

Vielleicht herrscht in manchen geisteswissenschaftlichen Disziplinen eine größere Offenheit, sodass mehr darüber gesprochen wird als anderswo. Auf jeden Fall gibt es eine solche an vielen Unis, weswegen sich wohl mehr Menschen outen. Ein Fehleindruck kann aber auch dadurch entstehen, dass man von Leuten, mit denen man viel Zeit verbringt und viel teilt, z.B. Studien- und Forscherkollegen, mehr Privates weiß. Denkt man an homosexuelle Menschen, die man kennt, kommen einem automatisch viele aus dem eigenen Fach ins Gedächtnis.

Ich glaube, @wortigkeit ist da auf einer richtigen Spur. Dieser Tropus von dem Fach mit den vielen Schwulen, der ist mir schon recht oft begegnet, muss ich sagen. Vielleicht so oft, dass dadurch ein confirmation bias entstanden ist?

Für mich als Dorfkind waren Bund und danach Uni sicherlich die Orte, an denen ich mit vielen Aspekten menschlicher Diversität das erste Mal in persönlichen Kontakt gekommen bin. Vorher kannte ich keine Veganer, keine Anarchisten, keine Bahá'í waseißichnochalles. Sowohl auf dem konservativen westfälischen Dörflein als auch bei Volker Rühes Trachtengruppe in den 90ern war Homosexualität etwas, worüber nicht offen geredet wurde oder wenn dann nur in miesen Sprüchen und schlechten Witzen.

Dass es an "meinem" Linguistikinstitut unter den Erstis einen Frauenanteil von bis zu 80% gab, ist empirisch belegbar. Und unter den paar Männern, die dann eben in meinem Jahrgang oder den Folgenden waren, waren subjektiv(!) mehr als die von der Grundgesamtheit zu erwartenden "bis zu 10%" offen homosexuell. Wenn ich es mal nachrechne: knapp 400 Studierende (Höchststand), davon also rund 80 männlich – dann wären das gerade einmal 8. Das kommt mir zu wenig vor, könnte aber eine dem Klischee geschuldete Wahrnehmungsverzerrung sein: siehe Bestätigungsfehler.