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schlime > 21.05.2023, 13:26:46
thf > 21.05.2023, 14:40:04
(21.05.2023, 13:26:46)schlime schrieb: Wenn ihr einen Gedanken zur Einteilung in gute/schlechte Sprachkenntnisse habt, immer her damit. Vielen Dank im Voraus, freue mich auf Rückmeldung.
reger > 22.05.2023, 10:04:08
(21.05.2023, 13:26:46)schlim schrieb: Ab wann spricht man von einem Ethnolekt? Setzt der Begriff Ethnolekt eine gewisse Flüssigkeit der Sprache voraus, oder sprechen Menschen einen Ethnolekt, sobald sich eine gleichsprachige Gruppe auf A1/A2 Niveau in einer Zweitsprache verständigen kann? Ab wann spricht man von einem Dialekt? Wann wird aus einem Ethnolekt ein Dialekt?Hallo,
schlime > 23.05.2023, 07:41:00
Zitat:In der Linguistik beschäftigt man sich mit der neutralen, wissenschaftlichen Betrachtung von Sprache, so, wie sie in der Welt vorkommt und verwendet wird. "Gut" und "schlecht" sind hingegen Wertungen bzw. Geschmacksurteile; aus linguistischer Sicht gibt es daher in dem Sinne keine "besseren"/"schlechteren" Varietäten [...]. So kann man zum Beispiel sagen, dass verschiedene Varietäten offenbar ein unterschiedliches soziales Prestige haben, häufig mit der Standardsprache an der Spitze (Akrolekt). Und man kann, aus meiner Sicht, natürlich beobachten, dass Sprache als Mittel zur Segregation, Stigmatisierung usw. von Menschen bzw. Menschengruppen aufgrund ihrer spezifischen Sprechweise verwendet wird.Das stimmt natürlich und wahrscheinlich ist in dieser Stelle der Reibungspunkt unserer Diskussion entstanden. Jemand, dessen Sprache als "falsch, schlecht, mangelhaft" angesehen wird, hat es in vielen Fällen schwer als vollwertiger Teil der Gesellschaft angesehen zu werden, mit gleichen Qualifikationen wie ein Mitbewerber eine Arbeitsstelle zu finden.
Zitat:Die jeweilige Sprecher:innengemeinschaft muss das letztlich wohl auch anerkennen, wäre meine Idee. Daran kann man dann wohl auch ableiten, welche Merkmale von der Gemeinschaft als zu der Variatät geltend gesehen werden. Das wäre zumindest eine Perspektive auf die Frage.
Zitat:Ich denke, man muss auch unterscheiden zwischen "gebrochenen Deutsch", weil jemandem die Sprachkenntnisse fehlen, und spezifischen Varietäten. Dazu auch schön der Science Slam und das gezeigte Experiment hier: https://www.youtube.com/watch?v=9emFFPr4sMsWerde ich mir ansehen, danke dir.
(Sehr empfehlenswert dazu übrigens das Buch zu Kiezdeutsch von Heike Wiese, das beantwortet denke ich viele deiner Fragen deutlich besser, als ich es gerade versucht habe. Sie stuft das Kiezdeutsche dabei sogar als Dialekt ein, weil es europaweit in Metropolen mit multikulturellen Kontexten verstärkt auftritt.)
reger > 23.05.2023, 09:50:07
(23.05.2023, 07:41:00)schlime schrieb:Zitat:Die jeweilige Sprecher:innengemeinschaft muss das letztlich wohl auch anerkennen, wäre meine Idee. Daran kann man dann wohl auch ableiten, welche Merkmale von der Gemeinschaft als zu der Variatät geltend gesehen werden. Das wäre zumindest eine Perspektive auf die Frage.
Hm, klingt nach einem logischen Ansatz. Gemeinschaft und insbesondere Experten/Linguisten. Können wir uns darauf einigen?
Zitat:Noch etwas. Für mich klingt es nicht schlüssig eine Sprechart, die an verschiedenen Orten gleichzeitig entsteht als Dialekt einzustufen. Der Dialekt definiert sich dadurch, dass er überwiegend örtlich begrenzt auftritt. Ergo würde es für mich keinen Sinn ergeben, wenn eine an mehreren Orten auftretende, gleiche Sprachvariätet als ein Dialekt eingestuft werden würde. Ist das richtig?