Moin moin, also erst einmal muss ich mit dem Gerücht aufräumen, Sindarin sei die Elbensprache, die nicht anwendbar sei. Das ist eigentlich Quenya. Sie wird nur benutzt, wenn sakrale Dinge oder festliche Anlässe eine Bedeutung spielen. Die Umgangssprache ist Sindarin und die ist viel leichter als Quenya.
Um noch einmal zum Thema zurückzukommen:
Die
Schwierigkeit einer Sprache ist immer subjektiv und nicht objektiv. Für einen Europäer sind Tonsprachen ein Exotikum, das wohl schwer zu erlernen ist, ebenso wie Ergativ-Sprachen (mit Ausnahme der Basken).
(Das wovon du sprachest, sind Split-Ergativ-Sprachen, die ein Nominativ-Akkusativ und ein Ergativ-Absolutiv-System in komplementärer Verteilung zueinander gebrauchen. )
Wenn du als Estne, wie bereits erwähnt wurde, Finnisch lernst, ist das wohl in etwa so, als würde man als Deutscher Niederländisch oder Schwedisch lernen. Von daher stellt das keine
Schwierigkeit dar. Würde man aber als Deutscher Finnisch lernen wollen, ist es so, als würde man als Deutscher Chinesisch (Chinesisch ist einfach immer das beste Beispiel für Sprachkontrast zum Deutschen ;P) lernen wollen.
Kasus und Tempus sind nur zwei Informationsdekodierungssysteme innerhalb von Sprache von vielen. Tonhöhe ist ein weiteres. Für einen Europäer sind Tonsprachen oder Klicklaute sehr exotisch und wenn du mit deiner Kunstsprache ein europäisches Publikum ansprichst, wird das eine
Schwierigkeit darstellen. Ein Exotikum für alle Sprecher zu finden, wird schwer sein. Da müsste schon etwas her, das es so noch nicht gegeben hat. In Kunstsprache, die von Völkern anderer Planeten gesprochen werden sollen, wirst du so etwas eher finden.
Die
Schwierigkeitsgrad einer Sprache definiert sich daher aus der Art der Informationsverpackung in Laute und in der artlichen Nähe zur eigenen Muttersprache. Wenn man es gewohnt ist, Informationen an einem Wort durch synthetische Morpheme, die an das Wort "geklebt" werden, zu verschlüsseln, wie im Türkischen (Berlin-ler-li-de-y-di-m. -> Ich bin bei der Berlinern gewesen.), fallen einem andere agglutinierende Sprachen auch leicht. Als ein Chinesisch-Sprecher, der Informationen rein durch die Wortstellung kodiert würde ein Agglutinationssystem große
Schwierigkeiten bereiten. Selbst das Deutsche als flektierende Sprache mit Hang zu analytischen Formen ist sehr
schwierig für Chinesen und sie bauen sehr viel Analytik in die deutschen Strukturen ein.
Selbst die Frage des Stils bietet viele
Schwierigkeiten. Im Deutschen zählt die Konzentration und Komprimierung von Information als guter Stil. Das heißt, Wörter werden substantiviert, es entstehen Bandwurmsätze und Schachtelsätze, die im gesprochenen Kontext kaum verständlich sind und selbst Muttersprachlern eine
Schwierigkeit bieten.
Allgemein würde ich aber dazu tendieren, dass es zwei Dinge gibt, die eine Sprache "
schwierig" machen. Einmal ist es die Informationskonzentrierung, also die Verschlüsselung von Informationen auf kleinstem lautlichen Raum, die bei höherer Konzentration, meiner Meinung nach, "
schwieriger" zu lernen ist. Andererseits ist es die Menge an lautlicher, semantischer und grammatikalischer Einheiten, die zu lernen sind. Dazu zählen das Lautsystem (Konsonantencluster, Silbenstruktur, Phoneminventar, Phonematik etc.), der Wortschatz und seine unzählbaren Vernetzungen von Wörtern und Wortbildungsmöglichkeiten und die grammatischen Formen. Desto mehr grammatische "Regeln" also Phänomene, Ausnahmen (auch wenn sie meist keine sind), Gesetze, Formen etc. es gibt, desto höher ist der kognitive Aufwand, die Sprache anzuwenden.
Für ein Kind gibt es nahezu keine Grenze, wie schwer eine Sprache sein kann. In Verbindung mit dem Dänischen haben wir hier anderswo ja bereits festgestellt, dass zum Beispiel die vokalische Phonemvielfalt Verzögerungen in der Sprachentwicklung zur Folge haben kann. Allerdings hat jedes Kind egal welche Sprache ab einem bestimmten Alter, so zwischen 3 und 5 Jahren, die Sprache komplett verinnerlicht und eventuelle Verzögerungen ausgeglichen. Einzig und allein für einen Sprecher, der die kritische Phase überstiegen hat, also dann, wenn keine Sprache mehr implizit sondern explizit gelernt wird, stellen sich große
Schwierigkeiten heraus, weil sein Gehirn nun auf ein oder zwei Sprachen gepolt ist und neue Strukturen und Funktionen schwerer aufnehmen kann.
Daher ist die Zweisprachigkeit auch mittlerweile in der Forschung so hoch angesehen, weil das Gehirn dann auf zwei verschiedene Formeninventare zugreifen kann und somit ein größeres Verständnis von Formen hat und anwenden kann und einem es so leichter fällt, neue Sprachen aufzunehmen.
Soviel von mir. Tut mir leid für den langen Beitrag, aber ich war gerade am Essen und habe nebenbei geschrieben, bis ich mit dem Essen fertig war, was jetzt ist. ;)
LG
Kevin