Was haltet ihr vom Konzept "Suffrikate"? Beispiel norddeutsch [ŋ͡k] vs. [ŋ]

Hallo, ich wundere mich über das "Fehlen" eines Gegenstücks zu einer Affrikate in der Coda. Theoretisch würde eine Folge aus Frikativ mit plosiver Lösung nicht gegen die Sonoritätshierarchie verstoßen. Es gibt ja zumindest ein paar wenige Erwähnungen davon, oft in Verbindung mit den europäischen /s+p, s+k, s+t/-Lautfolgen, obwohl hier meistens ja nicht homorgane Laute vorliegen. Dass das /s/ dann extrasyllabisch ist, wäre genauso gut eine (häufige) Erklärung. Aber bei der Sprache Awngi findet man die Erklärung einer Suffrikate. (https://wiki.edu.vn/wiki22/2021/01/01/aw...wikipedia/) 

Ich frage das auch, weil es in einigen Sprachen wie Englisch oder Norddeutsch die Lautfolge [ŋ͡k] in wortfinaler Stellung gibt, die homorgan ist. Während ein [ŋ] auch zwischen Vokalen stehen kann, wird es in manchen Fällen wortfinal eben zu [ŋ͡k]. Vom phonetischen Standpunkt aus, kann es ja relativ leicht als Suffrikate bezeichnet werden, aber mein Punkt wäre nun, dass es auch phonologisch eine sein kann. Die Wortpaare "singen" und "sinken" würde ich nicht als Minimalpaare zählen, bei "sinken" liegen eindeutig zwei Phoneme vor. Aber man sieht einen Unterschied, wenn im Norddeutschen die Verben mit <ng> in erster Person Singular stehen, nur ein /ŋ/ wortfinal auftritt "ich sing" wird ,[eç.zẽŋ] und bei Nomen ist ein Singular auf <ng> (stets) mit [ŋ͡k], zum Beispiel "Ding" [dẽŋ͡k]. Dadurch wären "er strang sich an" und "Strang" Minimalpaare; mit einer Suffrikate, die sich wie ein einzelnes Segment/Phonem verhält. 

Eine Erklärung, die ich woanders gesehen habe, sagt, dass man bei einem /ŋ/ von einem zugrundeliegenden Paar mit einem /g/ zu sprechen hat, das nur wortfinal auftritt, aber Dinge unnötig kompliziert macht, finde ich. Diachronisch lässt sich bei "ich sing" sicherlich argumentieren, dass es zwischenvokalisch "ich singe" war, aber synchronisch treten die beiden Laute hier phonemisch auf. Vgl. Englisch "finger" [ŋg] vs. "singer" [ŋ], wo der Unterschied morphologisch determiniert ist, was eigentlich erst nach der phonetisch eintreten sollte. 

Was sind eure Gedanken dazu?

Das erste was ich dazu sagen kann ist eine terminologische Spitzfindigkeit. Da das von dir beschriebene Phänomen keine Friktion, keinen Frikativ enthält, sit eine Bildung mit -frikate vielleicht unpassend und irreführend.

Uff, natürlich hast du recht, Nasale sind keine Frikative. Da habe ich wieder zu schnell getippt. Bei Discord wurde auch schon richtigerweise darauf hingewiesen, dass sich eine Affrikate von einer Suffrikate unterscheiden würde, indem bei einer Affrikate die Lösung des Plosivs bereits frikativ erfolgt. Bei einer Suffrikate würden aber beide Artikulationsarten nicht auf irgendeine Art und Weise verschmelzen, oder?

Janee, also bei [ŋ͡k] ist überhaupt keine Friktion. Das ist ein Nasal und ein Plosiv. Man könnte das Gebilde vielleicht Applosiv nennen oder Postplosion.