[geteilt] Beigefügtes Schwa zur Erweiterung eines Wortes

Hallo!

Gibt es einen Begriff für das Schwa, das einem Wort beigefügt wird, damit es um eine Silbe länger ist (also im Prinzip das Gegenteil von Elision)?
"Mach die Türe zu!"
"Lasset uns beginnen!"

LG~Y

Ich würde das unter Epenthese fassen. In beiden Fällen dient der Epenthesevokale der Verbesserung der Silbenstruktur. Im ersten Fall zwei offene Silben und im zweiten zur Verhinderung einer komplexen Coda.

Gruß
PeterSilie

Danke, PeterSilie!

Für meine Zwecke ist besonders die Epithese interessant, weil ich das Anfügen von Schwas in der Lyrik behandle.
Dabei geht es vor allem um das Metrum, nicht um die Auflockerung von Konsonantenclustern oder Ähnliches.
Trotzdem dürfte "Epithese" bzw. "Paragogie" passen. Oder gibt es noch einen Terminus, der die Längung um eine Silbe erfasst?

LG~Y

Nicht, dass ich wüsste. Ich kenne mich da aber auch nicht so doll aus. Vielleicht ist ja jemand anderes hier im Forum in der Phonotaktik beschlagen?

Epenthese: Lauteinfügung zwischen zwei Konsonanten; das Eingefügte kann auch ein Halbvokal oder Ähnliches sein
Epithese: Lautanfügung am Wortende; das Angefügte kann auch ein Konsonant sein: nieman > niemand

Beiden gemeinsam ist, dass sie "etymologisch unmotiviert" sind (Bußmann), besser gesagt: nicht wort- oder lauthistorisch begründet, sondern allein aufgrund der besseren Aussprechbarkeit. 

Wenn es gezielt um den Umbau der Silbenstruktur geht, nennt man das Spielchen auch Anaptyxe und den dazu verwendeten Vokal Sprossvokal, den ggf. dazu verwendeten Konsonanten entsprechend Sprosskonsonant (das /t/ in hoffentlich beispielsweise). 
Im Deutschen kann nur das Schwa Sprossvokal sein, insofern trifft das glaube ich ganz prima das, was Du suchst.

Sind das nicht altertümliche Formen, die heute die extra Laute verloren haben? Also doch Fälle von Elision? Die "e"s waren unbetont, was zu einer Abschwächung geführt hat (Schwa). Irgendwann sind sie ganz weggefallen. Im Englischen gibt es auch solche Beispiele.

janwo schrieb:Epenthese: Lauteinfügung zwischen zwei Konsonanten; das Eingefügte kann auch ein Halbvokal oder Ähnliches sein
Epithese: Lautanfügung am Wortende; das Angefügte kann auch ein Konsonant sein: nieman > niemand

Beiden gemeinsam ist, dass sie "etymologisch unmotiviert" sind (Bußmann), besser gesagt: nicht wort- oder lauthistorisch begründet, sondern allein aufgrund der besseren Aussprechbarkeit. 

Außerdem werden Epenthesen (bzw. Epithesen) auch in der Lyrik als Stilmittel gebraucht. 
Das steht z. B. in der Wikipedia und auf dieser Seite.

Zitat:Wenn es gezielt um den Umbau der Silbenstruktur geht, nennt man das Spielchen auch Anaptyxe und den dazu verwendeten Vokal Sprossvokal, den ggf. dazu verwendeten Konsonanten entsprechend Sprosskonsonant (das /t/ in hoffentlich beispielsweise). 
Im Deutschen kann nur das Schwa Sprossvokal sein, insofern trifft das glaube ich ganz prima das, was Du suchst.

Ein Sprossvokal wird doch aber im Wort eingefügt, oder? Deshalb hatte ich nach einem anderen Begriff gesucht. Die Epithese ist eher das, was ich suche.

irinche2000 schrieb:Sind das nicht altertümliche Formen, die heute die extra Laute verloren haben? Also doch Fälle von Elision? Die "e"s waren unbetont, was zu einer Abschwächung geführt hat (Schwa). Irgendwann sind sie ganz weggefallen. Im Englischen gibt es auch solche Beispiele.

Das gibt es sicher auch, dann handelt es sich aber nicht um Epenthese bzw. Anaptyxe.
Was Du meinst, kann man bei einigen Dativformen beobachten:
Früher gab es bei einigen Wörtern (soviel ich weiß bei denen, die im Genitiv heute noch auf ‹es› auslauten) einen ‹e›-Auslaut im Dativ. Dieser ist weggefallen bzw. nur noch in gehobener Sprache, Dichtung oder bei festen Wendungen zu beobachten:
"Im Laufe einer Woche"



Liebe Grüße
Yaouoay

(17.10.2018, 21:58:20)irinche2000 schrieb: Sind das nicht altertümliche Formen, die heute die extra Laute verloren haben? Also doch Fälle von Elision? Die "e"s waren unbetont, was zu einer Abschwächung geführt hat (Schwa). Irgendwann sind sie ganz weggefallen. Im Englischen gibt es auch solche Beispiele.

Nee, dann wären sie ja "etymologisch motiviert", quasi als Wiedereinführung von etwas Weggefallenem.