Das Forum zu Sprache und Sprachlichem — offen für alle Sprachinteressierten und -verzweifelten, die ein großes oder kleines Fragezeichen haben oder mit Gleichgesinnten fachsimpeln wollen.
03.12.2012, 23:58:39(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.12.2012, 11:06:44 von janwo.)
Hallo Ihr!
Ich schreibe am Freitag eine Klausur über die Themen Phonologie, Phonetik und Morphologie.
Es fällt mir noch etwas schwer die genauen Unterschiede zwischen den verschiedenen Einheiten(z.B. Morph, Allomorph, Morphem; Phonem etc.) zu begreifen.
Im Moment bin ich an den Phonemen dran- die Minimalpaarbildung kann ich an Beispielen wie Maus - Haus auch gut nachvollziehen, wenn ich mir aber jetzt irgendein Wort vornehme(z.B. Lichtblicke) und bestimmen soll, wieviele Phoneme es enthält kriege ich das nicht hin.
Kann mir jemand helfen:)??
Danke schon im Voraus :)!!
Im Normalfall richten sich die Klausurfragen nach den Übungs- oder Hausaufgaben, also vom Stil her. Was habt ihr da denn gemacht und wo hattest du deine Schwierigkeiten? Je genauer du das Problem beschreibst, desto eher können wir dir helfen.
Phon: quasi ein abtrennbarer Laut auf rein physikalischer Ebene, dem aber noch keine bedeutungsunterscheidende Funktion zugewiesen werden kann
Allophon: Ein Phonem mit verschiedenen Realisierungen in bestimmten Kontexten
-> z.B.: c und x im Deutschen: ich = /ic/ oder /ix/ im Schweitzerdeutschen
-> beruf dich auf die Beispiele die ihr im Seminar hattet, manche Dozenten sehen dass auch als freie Variation an
Morphem: Kleinste Bedeutungstragende Einheit
-> z.B.: un-trenn-bar im Deutschen
Morph: ähnlich wie Phon = abtrennbare morphologische Einheit, jedoch noch ohne analysierte Bedeutung
Allomorph: Ein Morphem mit verschiedenen Realsierungen in bestimmten Kontexten:
-> z.B.: das Präfix in- im Englischen assimiliert phonetisch je nach Artikulationsort des folgenden Lauts:
- /in-/ evitable
- /im-/ possible
- /ing-/ credible (ng=ein Laut, velarer Nasal)
-> das ist hier so eine wilde mischung aus Orthographieund IPA, hoffe du verstehst, wies gemeint ist
Phoneme sind alle Laute, die in einer bestimmten Sprache bedeutungsunterscheidend sind. Für nahezu jede Sprache kannst Du auch ein Phoneminventar finden.
In dem Wort "Lichtblicke" sind 7 Phoneme enthalten:
[lɪçtblɪkə] = 9 Buchstaben, davon sind 2 zweifach vorhanden, nämlich das [l] und das [ɪ], also sieben bedeutungsunterscheidende Laute: [l], [ɪ], [ç], [t], [b], [k], [ə]
Aber nochmal zu der Phonem suche: Ich dachte wenn ich ein Wort transkribiere dann kann ich quasi die Segmente abzählen und habe dann die Anzahl von Phonen!?? Oder nicht?? "Lichtblicke" [lɪçtblɪkə] hätte doch z.B. 9 Phone(!?)- aber wieviele Phoneme? Ich muss jetzt doch ausprobieren, welche Buchstaben ich austauschen könnte, oder? Ich schnall es irgendwie nicht...
Es wird schon klarer, aber könntest du vielleicht die Vorgehensweise nochmal genau erklären? Es kommen ja nicht immer Buchstaben zweimal vor. Ich bräuchte ein System..
(04.12.2012, 14:16:02)Ursula schrieb: Aber nochmal zu der Phonem suche: Ich dachte wenn ich ein Wort transkribiere dann kann ich quasi die Segmente abzählen und habe dann die Anzahl von Phonen!?? Oder nicht??
(04.12.2012, 14:16:02)Ursula schrieb: "Lichtblicke" [lɪçtblɪkə] hätte doch z.B. 9 Phone(!?)- aber wieviele Phoneme? Ich muss jetzt doch ausprobieren, welche Buchstaben ich austauschen könnte, oder? Ich schnall es irgendwie nicht... LG!
Es geht darum, welche Laute (Phone) Du austauschen kannst. Die werden hier nur durch Buchstaben der Lautschrift repräsentiert. Und – ja – Du musst im Grunde nur versuchen, sie auszutauschen. Das Resultat so eines Austausches ist bei diesem Wort nicht immer sinnvoll, aber um MInimalpaare zu bestimmen, darf man ja auch "einfachere" Wörter nehmen. Ich teile das Kompositum mal auf:
[lɪçt] <Licht>
[nɪçt] <nicht>
[laɪ͡çt] <leicht> (Wenn Diphthonge als 1 zählen)
[lɪst] <List>
Für den Auslaut finde ich nichts, das leigt aber daran, dass nach dem /ç/ nicht viel stehen kann im Deutschen.
(04.12.2012, 14:20:26)Ursula schrieb: Es wird schon klarer, aber könntest du vielleicht die Vorgehensweise nochmal genau erklären? Es kommen ja nicht immer Buchstaben zweimal vor. Ich bräuchte ein System..
Es geht bei den Buchstaben um die phonetischen Zeichen in der Transkription, also letztlich um die Phone, die sie repräsentieren. Und da kann man eigentlich schon davon ausgehen, dass die immer nur dann wieder auftauchen, wenn sie auch in der Aussprache wieder auftauchen. Was für Fälle meintest Du denn, wo die nicht zweimal auftauchen?
Ich meinte das, weil Mona ja bei dem Beispiel "Lichtblicke" schrieb, dass [l] und [ɪ] da ja zweimal vorkommen- in Licht und in Blicke. Aber das muss ja nicht so sein.
Könnten wir das vielleicht an noch zwei, drei Beispielen ausprobieren?
Tausend Dank für eure Geduld.
04.12.2012, 19:14:47(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.12.2012, 19:20:52 von janwo.)
(04.12.2012, 16:15:08)Ursula schrieb: Wie viele Phoneme liegen der phonetischen Realisation des Wortes "Gartenhäuschen" zugrunde?
...also erstmal transkribieren!
[gaʁtənhɔʏsçən] Richtig?
Fast. Man sollte eigentlich bei mehrsilbigen Wörtern auch den Wortakzent (bzw. deren Plural) markieren:
[ˈgaʁtənˌhɔʏsçən]
(04.12.2012, 16:15:08)Ursula schrieb: Das hätte jetzt 13 Phone.
Und wie verfahre ich jetzt weiter?
Naja, wenn Du die Anzahl hast, solltest Du ja auch die einzelnen Phon(em)e haben. Die sollte man dann auch auflisten, gerne sortiert nach Vorkommen:
[g], [a], [ʁ], [t], [ə], [n], [h], [ɔ], [ʏ], [s], [ç] und Schluss, denn die letzten beiden ([ə], [n]) hatten wir ja im Grunde schon. Also: 13 Phone (11 verschiedene), davon 11 Phoneme, weil wir keine Allophone o.ä. berücksichtigen müssen.
(04.12.2012, 22:05:30)Ursula schrieb: 2. es gibt 8 Phone
genau
(04.12.2012, 22:05:30)Ursula schrieb: und
3. [b ], [aʊ] (ist das so diphtongmäßig richtig??), [m], [ʃ], [u:], [l], [ə] - 7 Phoneme?
Ja. Aber: Es ist Geschmacks- bis Glaubenssache, ob man Diphthonge als 1 oder 2 Phoneme wertet. Es kann sein, dass Dein Dozent da sehr konkrete und unumstößliche Vorstellungen hat.
So oder so hat das böse Wort mit <D> aber zwei <h>s: Diphthong (Monophthong, Triphthong usw. übrigens auch), und jede Falschschreibung würde ich in einer Klausur auch mit Punktabzug "belohnen".
04.12.2012, 23:55:21(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.12.2012, 10:36:36 von janwo.)
Wenn man jetzt noch ganz spitzfindig sein will, müsste man zu 3. noch anmerken, dass die Phone (phonetische Umschrift) zwar in eckigen Klammern [...] stehen, die Phoneme (phonologische, d.h. phonematische Umschrift) hingegen in Schrägstrichen /.../ .