Definition & Abgrenzung "contextual variation"

Hallo liebe Leute!

Ich habe mich extra für diese Frage in diesem Forum angemeldet, da ich wirklich keine Antwort auf meine Frage finden konnte. Ich komme gleich auf den Punkt:
Wo ist der Unterschied zwischen kontextueller Variation („contextual variation“) und Vagheit („vagueness“, „semantic generality“)? Laut manchen Quellen sind beides verschiedene Dinge, allerdings verstehe ich den Unterschied überhaupt nicht. Eine Quelle sagt:

Trifft das auf Vagheit nicht genauso zu?!
 
Homonymie: zufällig gleiche Bezeichnung mehrerer Konzepte
Polysemie: systematische gleiche Bezeichnung mehrerer Konzepte
Vagheit: nicht mehrere Konzepte, sondern ein sehr allgemeines Konzept
Kontextuelle Variation: ???


Vielen Dank im Voraus!

Wenn ich einfach sage "Wir brauchen einen neuen Hahn!", weißt du nicht, was ich meine: männlichen Hühnervogel, Teil einer Schusswaffe, Wasserhahn, Wetterhahn, etc. Wenn aber der (situative oder textliche) Kontext eindeutig (genug) ist, dann ist Hahn nicht mehr vage. Stehen wir im oder reden wir gerade über den Hühnerstall, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass ich das Schusswaffenbauteil oder die Wetterfahne meine (ohne es zu spezifizieren), und auch ziemlich unwahrscheinlich, dass ich den Wasserhahn meine. 
So weit so gut. Das geht aber auch anders herum, und da kommen wir der Sache näher. Stell dir vor, wir sitzen an einem Schreibtisch und ich sage zu dir: "Gib mir mal bitte den Kuli|Kugelschreiber|Schreiber|Stift|Dings." (eventuell sogar mit eindeutiger Zeigegeste), dann ist klar, dass ich keinen Lastenträger (Kuli) und auch keine des Schreibens kundige Person (Schreiber) will. Diese Wörter, selbst das Allgemeinwort Dings, sind in diesem Kontext Synonyme in kontextueller Variation, auch wenn sie es anderswo nicht sind.

Vielleicht hilft diese Lektüre weiter: https://pub.ids-mannheim.de//laufend/opa...2006-1.pdf

Vielen Dank für die Antwort!

Aber damit ist die kontextuelle Variation nicht klar von der Polysemie abzugrenzen, oder?
Vorstellbar wäre analog zu deinem Beispiel Schreiber (des Schreibens kundige Person vs. Kugelschreiber) auch das des Läufers (Sportler vs. Teppichart). Läufer ist - so wie wir das bis jetzt gelernt haben - ein polysemes Wort.

Zumindest laut wiktionary hat Schreiber u. a. die beiden von dir genannten Bedeutungen. Das Wort nimmt die Bedeutungen also nicht spontan an, sondern es hat diese beiden fixen Bedeutungen im Lexikon.

Das Beispiel mit Ding macht für mich mehr Sinn, da die quasi unendlichen kontexuellen Denotationen von Ding nicht lexikalisiert sind - im Gegensatz zu denen von Schreiber.

Oder habe ich einen Denkfehler?

(15.09.2020, 13:34:32)Lingu678 schrieb: Oder habe ich einen Denkfehler?

No. Das heißt — vielleicht doch. Nicht alle Fachbegriffe müssen klar voneinander abgegrenzt und überlappungs- oder widerspruchfrei sein. Leider. 

Zum Läufer: Nicht zu vergessen die Schachfigur ♗