Genauso gibt es ja aber auch die gegenteilige Ansicht, dass es gar keine reinen Synonyme gibt. Das wäre wohl die äußerste Form von Synonymenflucht. Verständlich ist der Ansatz aber dennoch, Redundanz wird nach Möglichkeit verhindert in Sprachen, und Wörter tendieren auch ohne bewusstes Zutun dazu (die unsichtbare Hand), sich semantisch zu dissimilieren.
Allerdings denke ich nicht, dass hier der Wunsch zur Unterscheidung der Vater des Gedankens ist, sondern wirklich eine nicht vorhandene Kongruenz.
Es gibt Sätze, wo nur eines von beiden benutzt werden kann, nebst Schnittmengen, wo unter Umständen beide möglich sind. Und ich zumindest nehme immer leichte Bedeutungsnuancen wahr.
So würde ich "zwinkern" in den meisten Fällen als [einäugig] bezeichnen, "blinzeln" aber häufiger als [zweiäugig]. Wenn man sagt "Und dann hat er mir zugeblinzelt." verstehe ich eher ein zweiäugiges, wenig kontrolliertes Augenflimmern und würde wohlmöglich fragen, ob er etwas im Auge hatte und man das als "zwinkern" missinterpretiert hat. Genauso würde ich niemals bei einem Flirt daran denken, das Zwinkern 'blinzeln' zu nennen, außer mein Gegenüber hat einen Tic.
Zu @
regers Beispiel: Bei der Frau mit Schlaganfall ist es ein interessanter Gebrauch. Ich würde es hier darauf zurückführen, dass es wohlmöglich zweiäugig war "Einmal blinzeln für Ja und zweimal für Nein." und dass auch keine direkte soziale Funktion im Sinne einer konnotativen Zusatzbedeutung beigegeben wurde. Wenn ich zu einer Äußerung zwinker, gebe ich ihr eine bestimmte zusätzliche Komponente, wie den Hinweis auf Ironie, auf einen Flirt oder einen Witz.
Ähnlich wie bei den Wörtern "rennen" und "laufen", die hie und da als Synonyme, dann als Plesionyme (Fast-Synonyme) oder Wörter mit skalarer Relation bezeichnet werden, ist "rennen" das Wort mit der 'heftigeren' Ausführung des Fortbewegens als "laufen". Ich denke ähnlich verhält es sich bei "zwinkern" und "blinzeln", wo ersteres eine deutlichere, heftigere und vollständigere Ausführung des Lidschlags bezeichnet als das "blinzeln". Vielleicht kommen daher meine Assoziationen, dass "blinzeln" als weniger stark ausgeführt eher unwillkürlicher Natur oder schwächer ist (vielleicht auch als anknüpfende Assoziation bei der Schlaganfallspatientin, dass sie mit 'letzter Kraft' oder 'nur eben gerade noch' blinzeln konnte und nicht den Grad oder die Intensität bestimmen konnte, sondern nur "auf" und "zu") und als unwillkürlicher Reiz häufiger beidäugig ausgeführt wird. Und "zwinkern" als zweiter Bestandteil mit stärkerer Ausführung meistens auf einen bestimmten, intendierten Zweck zurückgeführt werden kann und als bewusster Akt genau gradiert in seiner Ausführungsstärke bestimmt werden kann und sich daher besser für soziale Beibedeutungen eignet.
(Ich weiß, das ist eher leichtes Gefasel im Sinne von lautem Denken, aber das sind meine Gedanken dazu.)