In letzter Zeit treffe ich häufiger auf Personen, die mir sagen, dass es heute niemanden mehr in der Linguistik gäbe, die*der die Sapir-Whorf-These vertreten würde und sie – in allen Formen – komplett und endgültig widerlegt sei; es gäbe da keinerlei Zusammenhang. (Diese Personen stammen meist aus der für mich eher undurchsichtigen Formalismus–Sprachphilosophie-Chomsky-Blase). Soweit ich das dachte verstanden zu haben, gibt es ja verschiedene Abstufungen der SHT, die unterschiedlich starke Aussagen treffen. Was die strikte Form – den sprachlichen Determinismus – angeht, ist mir bewusst, dass diese in der Tat wenig vertreten wird. Mein letzter Stand (der veraltet sein mag), war aber, dass abgeschwächte Formen dieser These – dass Sprache und Denken nicht komplett getrennt sind und sich
irgendwie gegenseitig beeinflussen – durchaus weiterhin vertreten und auch aktiv erforscht werden; eine erste Literaturrecherche scheint diesen Eindruck zu bestätigen. Bildet das nicht auch die Inspiration für die kognitive Linguistik (dachte ich jedenfalls immer)? Kann mir jemand, der*die da näher dran ist, dazu Auskunft geben oder aktuelle Literatur nennen?