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Erledigt: 28.04.2020, 02:50:36 Palatalisierung im Deutschen
#1
Erledigt: 28.04.2020, 02:50:36
 
Hallo,

Wisst Ihr, ob eine detaillierte Beschreibung der Palatalisierung im Deutschen existiert?

Ich bin auf einige Aussagen im Internet gestoßen, dass die deutschen Konsonanten grundsätzlich nicht palatalisiert werden, auf jeden Fall nicht so wie z.B. in russisch/polnisch. Auch nicht vor den Vokalen wie i, ü, ö, e.

Das gilt bestimmt für einige Konsonanten, bei einigen anderen (m, b, p, k, g, f, w) habe ich große Zweifel. Im Buch Elements of German Phonology and Morphology (von Elmer H. Antonsen) wird zumindest zugegeben, dass k und g vor den genannten Vokalen wie [c] bzw. [ɟ] ausgesprochen werden. In einigen anderen Büchern (z. B. Deutsches Aussprachewörterbuch von Krech  et al.), wo man solche Details eigentlich erwartet, wird es nicht thematisiert.

Was meint Ihr, wird vor "ü" und vor "a" das gleiche "m" ausgesprochen oder nicht bzw. gibt es Nachweise dafür?

Vielen Dank und viele Grüße
greentangerine
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#2
 
Hallo, greentangerine!

Dass unterschiedliche Aufzeichnungen eines Lautinventars unterschiedlich aussehen, hängt meist davon ab, wie detailliert sie Allophone behandeln.
Ich würde zustimmen, dass ein /k/ vor z. B. /o/ dorsaler artikuliert wird als vor /i/. Trotzdem gibt es keinen Bedeutungsunterschied zwischen [k] und [c] im Deutschen, und für eine Lautinventur für Muttersprachler ist dieses Detail unerheblich, weil sie automatisch palatalisieren.
Die Aussage, dass deutsche Konsonanten nicht palatalisiert werden, ist insofern richtig, als es, anders als z. B. im Russischen, keinen Bedeutungsunterschied zwischen palatalisierter und normaler Realisierung gibt.


Zitat:Was meint Ihr, wird vor "ü" und vor "a" das gleiche "m" ausgesprochen oder nicht bzw. gibt es Nachweise dafür?

Wie würdest Du denn ein solches m im IPA transkribieren? Die Koartikulation hat im Falle von /m/ meines Erachtens wenig Einfluss.


Konnte ich weiterhelfen? ^^
Yaouoay
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#3
 
(11.03.2019, 00:12:06)Yaouoay schrieb: Die Aussage, dass deutsche Konsonanten nicht palatalisiert werden, ist insofern richtig, als es, anders als z. B. im Russischen, keinen Bedeutungsunterschied zwischen palatalisierter und normaler Realisierung gibt.

Die Aussage ist demnach so nicht richtig. Die Konsonanten werden, wie Du selbst dargelegt hast, durchaus palatalisiert. Diese Palatalisierung ist als Solche allerdings nur auf der phonetischen Ebene relevant, nicht jedoch auf der phonologischen Ebene. Man kann also nur sagen dass phonologisch gesehen deutsche Konsonanten nicht palatalisiert werden. Dass de facto jedoch eine Palatalisierung in bestimmten Umgebungen stattfindet und auch als normal empfunden wird, ist davon unbenommen. 



(10.03.2019, 16:39:37)greentangerine schrieb: In einigen anderen Büchern (z. B. Deutsches Aussprachewörterbuch von Krech  et al.), wo man solche Details eigentlich erwartet, wird es nicht thematisiert.

Ibn Aussprachewörterbüchern wird in der Regel nicht auf alle Automatismen der Abfärbung und Koartikulation eingegangen, vor allem dann nicht, wenn die Unterschiede für Laien kaum wahrnehmbar sind: Ob jemand in Wörtern wie Senf, Hanf, Fünf [nf] oder [mf] oder gar [m͡pf] realisiert, fällt mithin auch phonetisch Ungeübten auf, wohl auch deshalb, weil hier Segmente variieren, die jeweils eigenen Phonemstatus haben. Das trifft bei der Unterscheidung palatalisierter vs. nicht palatalisierter Konsonanten nicht zu. Um ein Aussprache-WB auch für Nichtphonetiker/innen noch relativ einfach benutzbar zu halten, wird deshalb auf die Darstellung mancher phonetisch darstellbarer Unterschiede und Prozesse verzichtet. (Dasselbe gilt oft auch für Aspiration, die ebenfalls nicht phonematisch in Erscheinung tritt.[1])
Fußnoten:
  1. Das Fass mit "Es gibt im Deutschen keinen Stimmtonkontrast, nur einen Aspirationskontrast" würde uns hier erst einmal zu weit off-topic bringen.
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#4
 
Vielen Dank für die  Antworten!

(11.03.2019, 00:12:06)Yaouoay schrieb: Trotzdem gibt es keinen Bedeutungsunterschied zwischen [k] und [c] im Deutschen, und für eine Lautinventur für Muttersprachler ist dieses Detail unerheblich, weil sie automatisch palatalisieren.

(11.03.2019, 12:56:25)janwo schrieb: Diese Palatalisierung ist als Solche allerdings nur auf der phonetischen Ebene relevant, nicht jedoch auf der phonologischen Ebene. Man kann also nur sagen dass phonologisch gesehen deutsche Konsonanten nicht palatalisiert werden. Dass de facto jedoch eine Palatalisierung in bestimmten Umgebungen stattfindet und auch als normal empfunden wird, ist davon unbenommen. 

Ja, mir ist definitiv bewusst, dass es zwischen den palatalisierten und nicht palatalisierten Konsonanten im Deutschen keinen Bedeutungsunterschied gibt, und dass man als Native Speaker diesen Unterschied oft nicht wahrnimmt (wobei ich ganz sicher bin, dass eine übermäßige Palatalisierung z.B. von "d" und "t" als osteuropäischer Akzent wahrgenommen wird). Mir wäre aber interessant, eine genauere Beschreibung davon zu finden. Welche Konsonanten werden in welchen Positionen palatalisiert, welche nicht, wie palatalisiert sind sie im Vergleich zu den palatalisierten Konsonanten in anderen Sprachen.

Warum ich mich dafür überhaupt so interessiere: ja, im Kontext der deutschen Sprache an sich ist es vielleicht kein spannendes Thema. Für einen Vergleich mit anderen Sprachen ist es durchaus interessant. Zum einen kann ein solcher genauer Vergleich für Deutschlernende hilfreich sein. Zum anderen (meine ursprüngliche Motivation) gibt es in einigen anderen Sprachen Problemfälle, wo diskutiert wird, wie man am besten einige deutsche Laute transliteriert. Ohne zu tief ins Detail zu gehen, wird da als Argument für eine Transliterationsvariante diese vermeintliche fehlende Palatalisierung herangezogen (was aber meiner Meinung nach ja nicht immer der Fall ist und was für eine andere Transliterationsvariante sprechen würde).

Also kennt Ihr irgendeine dermaßen umfangreiche Beschreibung der deutschen Phonetik, dass ich dort das finde, was ich suche?


(11.03.2019, 00:12:06)Yaouoay schrieb: Wie würdest Du denn ein solches m im IPA transkribieren? Die Koartikulation hat im Falle von /m/ meines Erachtens wenig Einfluss.
Für mich klingt "m" in "mich" fast wie "m" im polnischen mistrz oder im russischen "мир". Es ist anscheinend eine Tradition, die palatalisierten (oder die "weichen") Konsonanten im Russischen mit einem hochgestellten [ʲ] zu transkribieren, also:  [mʲ].
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#5
 
(11.03.2019, 21:18:26)greentangerine schrieb:  Mir wäre aber interessant, eine genauere Beschreibung davon zu finden. Welche Konsonanten werden in welchen Positionen palatalisiert, welche nicht, wie palatalisiert sind sie im Vergleich zu den palatalisierten Konsonanten in anderen Sprachen.

Da gibt es nicht viel. Was ich auf die Schnelle gefunden habe: 
http://web.vu.lt/flf/d.sileikaite/files/...tik_VU.pdf
Seite 334f.: 
Zitat:Eine Ausnahme bilden die deutschen velaren Konsonanten [k], [g] und [ŋ]: Stehen sie im Endrand der Silbe nach den Vokalen der vorderen Reihe, so erfahren sie eine teilweise Palatalisierung, z.B.: die Musik, der Sperling. Es wäre ein phonetischer Fehler, diese Konsonanten in der genannten Position nicht zu palatalisieren.

Zur kontrastiven Betrachtung und DaF gibt es recht viel, zur rein deutschen Phonetik nicht so. [google scholar]
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