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Erledigt: 09.03.2023, 04:43:52 Sprachwandel in Bezug auf Anglizismen und Lehnwörter
#1
Erledigt: 09.03.2023, 04:43:52
 
Hallo zusammen,

ich schreibe gerade eine Hausarbeit zum Thema Sprachwandel und untersuche dabei Anglizismen und Lehnwörter.
Da ich zum ersten Mal eine Hausarbeit in diesem Bereich schreibe, habe ich noch einige offene Fragen.
Meine Dozentin hat mir folgende Anglizismen mit ihren deutschen Entsprechungen zur Analyse vorgegeben:

Social Distancing - Abstand halten
Booster - Auffrischungsimpfung
Fist Bump - Faustgruß
Hotspot (hier hat sie keine deutsche Entsprechung angegeben).

diese Anglizismen sind aus dem Corona-Korpus des DWDS entnommen. 

Sie hatte mir nun gesagt dass ich diese Wörter im Kontext der Corona-Pandemie auf ihren Sprachwandel, Bedeutungswandel und ihre Entlehnungsarten hin untersuchen solle. (Also soweit ich es richtig verstehe auf Lexikalischer und semantischer Ebene) 
ich weiß nur bloß einfach nicht, wie ich nun vorgehen soll. Ich habe noch nie mit einem Korpus gearbeitet und meine Dozentin gibt mir keine weiteren Hilfestellungen...

Vielleicht kann mir ja jemand von euch ein paar Tipps geben.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ina
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#2
 
Hallo Ina,
ich bin nicht ganz sicher, was du jetzt konkret wissen möchtest. Ganz allgemein gesagt: Du könntest dir eine Auswahl dieser Begriffe im DWDS in der KWIC-Ansicht auswerfen lassen, so dass du links und rechts Kontext siehst. Dann kannst du dir anschauen, wie sie über die Zeit hinweg verwendet werden. Möglich wäre z.B., die Etablierung der jeweiligen Varianten im Wortschatz zu untersuchen, wofür es dann Indikatoren wie Anführungsstriche und Worterklärungen zu Beginn der Verwendung gibt (in dieser Studie gibt es dazu eine Analyse für jugendsprachliche Lexeme: https://www.degruyter.com/document/doi/1...5.171/html).
Viele Grüße
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#3
 
Hallo reger, 

vielen lieben Dank erstmal für deine Antwort. Der Tipp mit dem DWDS hilft mir schon etwas weiter. Ich versuche mein Grundproblem noch einmal etwas genauer zu schildern: 
Nehmen wir mal den Anglizismus "boostern" mit der deutschen Entsprechung "eine Auffrischungsimpgung erhalten/geben" als Beispiel:
Ich soll nun hier auf Entlehnungsart und Bedeutungswandel hin analysieren. 
Das Wort "boostern" gab es in dieser Form zum ersten Mal im Deutschen, nicht im Englischen. Im Englischen gab es nur to boost oder the booster. Boostern wurde also vom englischen to boost/booster entlehnt richtig? Nur wie soll hier beispielsweise die Entlehnungsart heißen?
Gleichzeitig komme ich nun nicht so wirklich damit zurecht, wie ich die deutsche Entsprechung "eine Auffrischungsimpfung erhalten/geben" miteinbeziehen soll. Theoretisch könnte man ja auch sagen, dass diese Form im deutschen zuerst da war und dafür dann eine Kurzform gesucht wurde und somit das Wort boostern eingeführt wurde, was dann ja vom deutschen entlehnt wäre....
Ich weiß einfach nicht genau, was meine Dozentin da in welcher Reihenfolge von mir hören möchte und jetzt ist sie momentan auch im Urlaub und nicht erreichbar....
Ich hoffe mein Problem ist etwas verständlicher geworden.
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#4
 
Ich muss sagen, dass Entlehnungen nicht mein Gebiet sind (vielleicht kann da jemand anders helfen), daher meine Äußerungen etwas mit Vorsicht behandeln: Boostern muss ja nicht direkt so enstanden sein. Wenn es im Englischen "the booster" und "to boost" gibt und das beides in Bezug auf Impfstoffe genutzt wird (das nehme ich jetzt nur nach deiner Schilderung an), kann ja "der Booster" direkt entlehnt worden sein und dann mittels Wortbildung im Deutschen (Konversion) ein Verb daraus gebildet worden sein. Das wäre dann einfach eine lexikalische Entlehnung. Diese ganzen Annahmen müsste man aber im englischen verifizieren und im Deutschen am Korpus überprüfen.

"Theoretisch könnte man ja auch sagen, dass diese Form im deutschen zuerst da war und dafür dann eine Kurzform gesucht wurde und somit das Wort boostern eingeführt wurde, was dann ja vom deutschen entlehnt wäre...."
Das verstehe ich nicht ganz. Also die dt. Entsprechung kann zuerst dagewesen sein und theoretisch könnte boostern auch direkt eingeführt worden sein, aber wieso ist es dann vom Deutschen entlehnt? Das Wort kommt aus der Quellsprache (Englisch) in die Nehmersprache (Deutsch).
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#5
 
Ich muss reger auch zustimmen. Ich denke, du machst es dir vielleicht etwas zu kompliziert. Ich denke, dass es relativ eindeutig ist, dass das Nomen der "Booster" zuerst entlehnt wurde, aus der Vollform "booster vaccination" wurde das deutsche Wort "Boosterimpfung" nachgebaut anstelle von "Nachimpfung" oder "Auffrischimpfung", die es schon vorher gab. Im Nachzug wurde die "hippere" Kurzform "Booster" benutzt. Die Gründe für die Entlehnung können vielfältigst sein. Erst nach dem Entlehnungsprozess wurde aus dem nundenn deutschen Wort "Booster" das Verb nachgebildet "boostern" für "eine Boosterimpfung verabreichen".
(Man könnte auch sagen, dass der Weg von "to boost" ins Deutsche und eine deutsche Nominalisierungsendung {-er} unwahrscheinlich scheint, weil das Verb dann auch den Outcome "boosten" hätte haben können.)
Die semantische Sparte "eine Nachimpfung geben" war natürlich schon vorher vorhanden. Der Anglizismus hat hier keine semantische Lücke gefüllt, falls du das meint. Oder vielleicht verstehe ich auch die Fragestellung verkehrt? ^^`
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#6
 
Zumindest den Luft- und Raumfahrtfans unter den Deutschsprechenden dürfte das Nomen booster bekannt sein als Bezeichnung der Zusatzraketen u.a. beim ehemaligen Space Shuttle. Insofern scheint eine sprachinterne Wortbildung (Verbalisierung des Verbstamms per Nullableitung/Nullkonversion, wie bei Filter : filtern) viel wahrscheinlicher als das oben vorgeschlagene Szenario.
Verben aus dem Englischen werden normalerweise ohne Umweg über eine andere Wortart direkt als Verben entlehnt, das wäre also auch von da her exotisch.

Das Nomen Hotspot gab es im Deutschen auch schon vor der Pandemie, man denke nur an den Wifi-Hotspot. Da wurde nur ein neuer Bedeutungsaspekt in den Vordergrund geholt, der aber auch nicht neu ist. IN diversen Fachsprachen dürfte eine Verwendung wie im Kontext der Pandemie durchaus bereits etabliert gewesen sein (z.B. Medizin, Soziologie, Ethologie).
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