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Erledigt: 20.01.2024, 02:44:45 "... bis er es hat." oder "... bis er es ist."
#1
Erledigt: 20.01.2024, 02:44:45
 
Marina Weisband hat in einem Tweet zum Ukraine-Krieg folgendes geschrieben:
"Dieser Terror muss ein Ende haben. Ich werde nicht schweigen, bis er es hat."
Ich bin beim Lesen über die Aussage "... bis er es hat" gestolpert und schrieb ihr zurück, es müsse wohl "... bis er es ist." heißen.

Darauf hin ihre Antwort oder Klarstellung bzw. Infragestellung: "muss haben"..."bis er es ist"??

Ich interpretiere ihr sehr kurz ausgefallene Antwort: Weil der Terror ein Ende haben soll, muss im danach folgenden Satz auch wieder der Bezug zum Verb haben auftauchen.

Ich sehe das anders und antwortete darauf: Wenn Sie Bezug auf „muss haben“ nehmen, muss der Satz so enden: „bis er ein Ende hat.“ Ohne „ein Ende“ ist das Personalpronom „er“ entscheidend für die Deklinierung des Verbs, also „bis er (der Terror) es ist.“

Darauf hin eine Antwort eines anderen Nutzers:
Oh Gott. Diese Begründung ist sowas von falsch und der Beitrag von Frau Weißband sowas von richtig. Haben wir eben zur Sicherheit nochmal mit dem gesamten Deutschprogramm durchgesprochen. Nur so um wirklich sicher zu gehen.

Muss es jetzt "... bis er es ist." heißen oder ist auch "... bis er es hat." möglich?

Danke für eure Hilfe.
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#2
 
Hallo,
also das Problem hier scheint der Gebrauch von Pronomen zu sein. Im ersten Satz fallen zwei Komplemente/Satzteile "dieser Terror" und "ein Ende". Im letzten Satz werden Pronomen benutzt, um als Statthalter für diese vollen Nominalphrasen zu stehen. Da hierbei das Verb wiederholt werden soll, um vollsten auf den ersten Satz zu referieren, muss auch wieder "haben" benutzt werden, vor allem weil wir zwei Satzteile haben, die sich in dieser Art nicht durch das Verb "sein" verbinden ließen.
"bis [der Terror]->er [ein Ende]->es hat."
Daher wäre die Variante von Frau Weisband die korrekte, wenn man es genau nehmen will. "er" steht für "der Terror", "es" für "das/ein Ende".

Was du vorschlägst mit "bis er es ist" basiert wahrscheinlich auf dem adverbialen Ausdruck "zuende sein". Da aber im ersten Satz kein Adverb benutzt wird, sondern ein Objekt "ein Ende" im Akkusativ, muss dieses auch wieder durch ein Akkusativpronomen aufgegriffen werden. Ansonsten hat "bis er es ist" keinen logischen Vorläufer. ("Was ist der Terror? Er soll doch etwas haben, und zwar ein Ende, und nicht ein Ende sein."

In deinem Beispiel ist das "es" nämlich kein konkretes Akkusativobjekt sondern vermutlich ein Expletivum, so wie "Es kommt der Terror." Hier ist "es" auch kein Akkusativobjekt, sondern steht aus anderen, syntaktischen Gründen da. (Vielleicht irre ich mich auch mit dem Expletivum, das "es" referiert hier ja auf "zuende" als Adverb, aber es würde mich wundern, wenn Pronomen auf Adverbien oder Adjektive referieren können.)
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#3
 
Hallo Kevin,
toll, super, Dankeschön für die ausführliche Antwort. Lächel
Ich frage mich, an was es liegen könnte, dass mir die korrekte Weissband'sche Variante nur schwerfällig über die Lippen kommt? Ist es mein süddeutsches Sprachgefühl, das mir ein Schnippchen schlägt?
Grüße
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#4
 
Das liegt wohl daran, dass wir es nicht so recht mögen, wenn jemand Wörter in Phraseologismen, Funktionsverbgefügen und dergleichen, also alles Verwendungen von Wörtern, die nicht mehr ganz der eigentlichen Semantik entsprechen, wie ganz normale Wörter behandelt. Dazu gehört auch der pronominale Bezug. Hier ein anderes Beispiel:
  • Wir standen Kopf und kratzten ihn.
Der Satz ist in dem Sinne komisch, dass Kopf im ersten Teilsatz nicht mehr die Körperteilbedeutung von Kopf hat, in zweiten Teilsatz aber schon. Ähnlich:
  • Sie zeigten endlich Flagge. Sie hing am mittleren Fahnenmast.
Im ersten Satz hat Flagge eine übertragen Bedeutung und im zweiten die wörtliche.

Viele Grüße
PeterSilie
2
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