prädikativ und attributiv verwendete Adjektive

Liebe (angehende) Linguisten,

kennt jemand das Problem über die Verwendung und Übersetzung von prädikativ und attributiv verwendeten Adjektiven?
Hierzu sollen es zwei Ansichten von Lohnstein (2011: 197) und Heim & Kratzer (1998: 65) geben. Leider habe ich die Werke nicht hier. Vielleicht kennt jemand das Problem bereits.
Kann mir bitte jemand das Problem und die Absichten darstellen.

Vielen Dank!

Hallo Günther,

(06.10.2018, 13:40:55)Günther Weiß schrieb: Leider habe ich die Werke nicht hier.

Das macht nichts. Vieles kann man auch online finden. 

(06.10.2018, 13:40:55)Günther Weiß schrieb: Lohnstein (2011: 197)

☞ https://books.google.de/books?id=uPTpoX6_Ei4C

(06.10.2018, 13:40:55)Günther Weiß schrieb: Heim & Kratzer (1998: 65)

☞ http://users.uoa.gr/~wlechner/Creteling2...201998.pdf

Beispiel (Eisenberg, Der Satz, S. 224)

a) Ein blinder Mann stand auf der Straße

b) Ein Mann stand blind auf der Straße

Typentheoretisch  (das ist das, was Lohnstein und Heim/Kratzer benutzen):

a) Es gibt ein x, so dass x blind ist und x ein Mann ist ….

Hier sind "blind" und "Mann" vom Typ <e,t>

b) "stand" ist vom Typ <e,t>. "blind" charakterisiert das Stehen, nicht den Mann. Hier ist "blind" vom Typ <<e,t>, <e,t>>.  "stand blind" insgesamt ist vom Typ <e,t>.



Übrigens überzeugt mich das nicht, aber es ist historisch bedingt Proseminarsstoff.
Das Stehen ist nicht blind. Blind ist der Mann, aber nur temporär, und dann nennen wir den Mann nicht blind. (So etwa auch bei Eisenberg.)
Die Methode der Anwendung von Ausdrücken des Typs <<et>, <et>> auf Ausdrücke des Typs <e,t> war eher gemünzt auf Fälle wie „small elephant“, wo man nicht sagen kann, dass x klein ist, wenn x ein kleiner Elefant ist.

Mit Davidson lassen sich manche Beispiele des ‚prädikativen‘ Gebrauchs (Eisenberg bemerkt, wie merkwürdig diese Bezeichnung ist) besser (v.a. ohne Typenstufung) beschreiben:
"Susi läuft schnell."
Es gibt ein x, so dass x ein Laufen und schnell ist.

Zitat:Das Stehen ist nicht blind. Blind ist der Mann, aber nur temporär, und dann nennen wir den Mann nicht blind. (So etwa auch bei Eisenberg.)

Vielleicht ist es ja als Randnotiz interessant, dass hier terminologisch manchmal zwischen Stage Level Predicates und Individual Level predicates unterschieden wird, um dies abzubilden.

(08.10.2018, 13:02:08)thf schrieb:

Zitat:Das Stehen ist nicht blind. Blind ist der Mann, aber nur temporär, und dann nennen wir den Mann nicht blind. (So etwa auch bei Eisenberg.)

Vielleicht ist es ja als Randnotiz interessant, dass hier terminologisch manchmal zwischen Stage Level Predicates und Individual Level predicates unterschieden wird, um dies abzubilden.

Ja. Interessant ist jedoch, dass dabei ein Adverbial-zu-Verb-Charakter verloren geht, oder?   Der Mann ist eben nicht nur kurzzeitig blind und steht dabei auf der Straße; sondern er steht blind auf der Straße. Das scheint mir doch etwas anderes zu bedeuten, das Blindsein betrifft eher das Stehen, als wenn es hieße, dass der Mann auf der Straße steht und kurz blind ist.

Aber deutlicher ist das natürlich bei Sie lacht hell u. dgl.

Wäre das Blindsein vorübergehend, schriebe man vermutlich auch eher wie blind oder geblendet.
Oder es ist figurativ und dann gelten wieder andere Spielregeln.

"Oder es ist figurativ und dann gelten wieder andere Spielregeln." Das dürfte so sein.


Ich denke zurzeit, dass mit den Mitteln Davidsons der Sache am einfachsten (ohne Typen, nur erste Stufe) gerecht zu werden ist.

Susi lacht hell:

Es gibt ein Ereignis e derart, dass e ein Lachen Susis und hell ist (besser: hell klingt).

Für

Der Mann steht blind auf der Straße

ist dann zu erwägen, dass das Stehen, wenn kein Ereignis, ein Zustand e (o. Ä.) ist. Das Blind-Stehen ist sicher zu umschreiben, metaphorisch.

Es gibt ein Ereignis e derart, dass e ein Stehen des Mannes ist und e - in dem  und dem Sinne - blind ist.

Neuere satzsemantische Anknüpfungen an Davidson allgemein z.B. bei Pietroski. (Vor längerer Zeit kopiert und kaum gelesen - ohrfeig  )