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nicht erledigt Eine neue Form des Genderns
#1
nicht erledigt
 
Man sollte analog zur weiblichen Endung -in eine männliche Endung -on einführen.
Die neutrale Form ohne Endung wäre dann nicht mehr zugleich auch männlich.

männlich: Soldaton, Kollegon
weiblich: Soldatin, Kollegin
neutral: Soldat, Kollege

Dann müssten Redner nicht mehr ständig "Soldatinnen und Soldaten"
oder "Kolleginnen und Kollegen" sagen, sondern es könnte neutral
wieder einfach heissen "Soldaten" oder "Kollegen".
Konstrukte wie das Binnen-I wären überfüssig.

Ich bin kein Linguist. Was meinen die Fachleute dazu?
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#2
 
Hallo,
natürlich ist es erfreulich zu sehen, dass du dir Gedanken darüber machst. :) Allerdings musst du dir darüber bewusst sein, dass es diverseste Ideen zu dem Thema gab und gibt. Die meisten versuchen ein symmetrisches System einzuführen, bei denen sowohl männlich als auch weiblich auf gleiche Weise durch ein Morphem von einer neutralen Grundlage abgeleitet werden. Es wurde auch hier schon einmal ein System vorgestellt: De-Le-System.

In deiner Idee werden Neutrum und Femininum von einer männlichen Form ohne Endung abgeleitet, das würde sicherlich auch einigen aufstoßen, wenn das männliche Gender als default angesehen würde. Das Problem an der ganzen Sache ist allerdings, die Gender-Debatte hat bereits genügend Probleme mit Akzeptanz und muss sich immer den Vorwurf der Unnatürlichkeit anhören. Nun wahllos Endungen zu erfinden, gäben noch mehr Anlass das gesamte Konstrukt abzulehnen. Schließlich tun wir das Ganze ja, weil das weibliche Suffix <-in> so produktiv ist. In anderen Sprachen ist es das nicht, da muss der Großteil der Debatte gar nicht erst geführt werden. 
Wir sollten allerdings, um das System so intuitiv und gebrauchseinfach wie möglich zu machen, mit den Mitteln arbeiten, die jedem Muttersprache an die Hand gegeben sind, und das sind die männliche Form ohne Suffix und die weibliche Form mit <-in>. Es sind bereits ein Großteil der Probleme damit gelöst worden, würde man das System nur auch konsequent anwenden. 

Viele Grüße,
Kevin
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#3
 
Am De-Le-System wie auch an den anderen bisherigen Versuchen
gefällt mir die Unsymmetrie zwischen weiblich und männlich
nicht, weil weiblich mit Endung ist und männlich ohne.

Nach meinem Vorschlag bestünde eine vollständige Symmetrie zwischen
weiblich und männlich: Beide haben ihre Endung -in bzw. -on.

Ausserdem ist zu erwarten, dass künftig die neutrale Form die am häufigsten
verwendete sein wird. Sie sollte also die kürzeste sein, eben die ohne Endung.

Die endungslose Form war schon bisher nicht rein männlich,
sondern zugleich auch neutral. Wenn ich also die endungslose Form
als die neutrale Form vorschlage, dann ist das nichts völlig neues.

Aber ich gebe zu, dass es nicht leicht sein wird, der endungslosen Form
den Beigeschmack des männlichen auszutreiben. Erleichtern könnte man
diesen Prozess durch einen neu einzuführenden neutralen Artikel, welcher
der endungslosen Form im Singular vorangestellt wird, etwa "de" oder "dee".

Meinen Vorschlag habe ich bereits in anderen Foren vorgestellt.
Links dazu finden sich auf meiner Website:

http://www.bo8h.de/Off-Topic/
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#4
 
@JosefG: Vielleicht ist es dir nicht bewusst, aber die Wortwahl "Gendersprech" ist ungünstig. Das Wort ist, wie überhaupt jede Bildung auf {-sprech}, eigentlich immer abwertend verwendet. Da kommt schnell mal der Eindruck auf, Du würdest das für etwas Schlechtes halten.
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#5
 
(31.12.2019, 14:21:26)janwo schrieb: @JosefG: Vielleicht ist es dir nicht bewusst, aber die Wortwahl "Gendersprech" ist ungünstig. Das Wort ist, wie überhaupt jede Bildung auf {-sprech}, eigentlich immer abwertend verwendet. Da kommt schnell mal der Eindruck auf, Du würdest das für etwas Schlechtes halten.

Das Wort Gendersprech habe ich gewählt, weil das die kürzeste mir bekannte Möglichkeit war, das Thema zu beschreiben. Den abwertenden Beigeschmack habe ich dabei teils in kauf genommen, teils war er mir ganz recht. Ich habe Verständnis für das Anliegen, eine geschlechtsneutrale Sprache etablieren zu wollen. Aber die bisherigen Versuche mit Binnen-I und Studierenden anstelle von Studenten gefallen mir ganz und gar nicht.
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#6
 
Allerdings sind sie bereits in weitem Gebrauch und etabliert, jedem verständlich und basierend auf wirklichem Sprachgebrauch. Mehr kann man als Aktivist nicht haben, und man muss das Rad nicht neu erfinden. Auf dem Papier sehen andere Entwürfe zwar ganz schmuck aus, aber wenn man wirklich über die reelle Umsetzung nachdenkt, wird es einfach nichts. Wir müssen damit arbeiten, was wir haben und wir haben eine geeignete Arbeitssprache.
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#7
 
Übrigens: Auf die Idee des männlichen Suffix bin ich nicht selber gekommen. Gefunden habe ich sie im Heise-Forum in diesem nicht ganz ernst gemeinten Beitrag: https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kom...3363/show/. Im Laufe einer von mir auf politik-forum.eu eröffneten Diskussion darüber (verlinkt auf meiner Website, siehe oben) habe ich dann die konkrete Endung -on vorgeschlagen. Später fand ich im Netz diesen älteren satirischen Artikel: https://www.der-postillon.com/2017/11/gl...ng-er.html sowie dieses Zeitungs-Interview mit Luise F. Pusch: https://www.jetzt.de/hauptsache-gendern/...te-sprache. Angesprochen auf ein männliches Suffix verweist sie auf Matthias Behlert, der das schon in den Neunzigerjahren vorgeschlagen habe.
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#8
 
Das {-on} klingt irgendwie sehr nach Esperanto oder romanischen Sprachen...
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#9
 
Da hatte jemand schon vor mir die gleiche Idee wie ich:
https://twitter.com/AllerbesteWelt/statu...8560935936
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#10
 
Ich denke es könnte dann mit der neutralen Form Schwierigkeiten mit den Assoziationen geben. In den Köpfen der Leute ist "Soldat" oder "Kollege" dann immer noch männlich. So hätte man das Problem zwar offiziell umgangen, aber gesellschaftlich ist der männliche Gedanke immer noch da.
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#11
 
(16.07.2020, 09:21:27)Sprachfuchs967 schrieb: In den Köpfen der Leute ist "Soldat" oder "Kollege" dann immer noch männlich.

Ja, es wird einige Zeit dauern, bis "Soldaton" und "Kollegon" sich so weit durchgesetzt haben, dass "Soldat" und "Kollege" nicht mehr als männlich empfunden werden. Dazu braucht man auch einen neutralen Artikel: "de Soldat", "de Kollege". Oder man sagt "die Soldat", "die Kollege", um die männliche Assoziation auszutreiben. Im Übrigen ist auch beim bisherigen Gendersprech das Problem des neutralen Artikels noch ungelöst. Andererseits braucht man neutrale Bezeichnungen vor allem im Plural. Und da kann man "Soldatinnen und Soldatonnen" sagen, bevor man diese umständliche Sprechweise durch das einfache "Soldaten" ersetzt.
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#12
 
"de Soldat"/"dä Soldat" haben wir zum Beispiel im Kölschen bzw. im rheinischen Regiolekt -- und da ist die Form leider männlich. :) Das ist eines meiner Probleme mit neuen Formen: Sie klingen entweder "unphonologisch" oder sie sind bereits dialektal oder umgangssprachlich belegt. Man muss sich sicher auch etwas reinhören und an neue Formen gewöhnen, aber sie sollten sich meiner Meinung nach an die phonologischen Begebenheiten der jeweiligen Sprache halten, also Logatome/Pseudeowörter sein. Das ist bei den bisherigen Vorschlägen, die ich in der Richtung gesehen habe in meiner Erinnerung nie der Fall gewesen.
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#13
 
Was wäre denn sonst als neutraler Artikel geeignet? Oder braucht man im Singular einen neutralen Artikel gar nicht?

Aber die Frage des neutralen Artikels im Singular ist für meinen Vorschlag nur ein Nebenkriegsschauplatz. Mir geht es vor allem um die männliche Endung -on. Und da könnte man erst einmal damit anfangen, im Singular "die Kollegin" und "der Kollegon" zu sagen, und im Plural "die Kolleginnen und Kollegonnen" im Wechsel mit "die Kollegen". Und später im Plural nur noch "die Kollegen", wenn sich das als neutral etabliert hat.

PS: Vielleicht sollte man im Singular neutral einfach "das Kollege" sagen.
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#14
 
Es gibt wieder Hoffnung, dass die endungslose Form doch ihre neutrale Bedeutung behält:
https://www.welt.de/vermischtes/article2...Duden.html
Der Artikel ist (noch) frei zugänglich.

Dort wird darauf verwiesen, dass bei einer rein männlichen Interpretation der endungslosen
Form auch die heute üblichen Formulierungen "Mieter (m/w/d)" nicht mehr möglich wären.
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#15
 
Zitat:Die bislang häufige Bezeichnung „Mieter (m/w/d)“ wäre dann nicht mehr möglich.


Got you: Mieter*in (m/w/d) (mittlerweile häufigst Praxis)

Was für ein Aufwand das war, um dem gerecht zu werden... Das generische Maskulinum funktioniert nicht, ist erst seit den 60ern überhaupt ein Ding und war auch vorher nicht die Praxis des Maskulinums, welches vorher auch eindeutig nur männlich war. Wenn es Sprachkritiker so wollen, ist die symmetrischere Variante (-ø bedeutet männlich, -in bedeutet weiblich, anstatt die erste Kategorie unterspezifiziert zu lassen und nur die zweite als eindeutig markiert) die hystorischere. 


Zitat:Auch die Mannheimer Linguistik-Professorin Angelika Wöllstein gibt zu bedenken: Bei einer Durchsage im Zug „Ist ein Arzt an Bord?“ seien nicht nur männliche Ärzte gefragt. Dasselbe gelte für Wendungen wie „zum Arzt gehen“ oder „zum Bäcker gehen“. Lexikalische Informationen im Wörterbuch sollten solchen Beispielen nicht widersprechen, fordert Wöllstein.


Eine verletzte Person stirbt nicht, weil im Notfalle eine generisch maskuline Formulierung benutzt wird. Dass sowas durchrutscht oder passiert, ist nicht das Hauptproblem. Das ist ähnlich dem Whatsaboutism "Wenn alle plötzlich Veganer*innen sind, wohin mit all den Kühen?"
"zum Arzt gehen" > "zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen", "zu einer Arztpraxis gehen" (wenn man Komposita nicht gendert), oder wenn man das Geschlecht weiß, weil es jemandes Arzt oder Ärztin ist, benutzt man eben das. 
"zum Bäcker gehen" > "zur Bäckerei gehen"

Personenbezeichnungen sind männlich, weil fast alle Berufe eben auch nur den Männern vorbehalten waren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde damit auch argumentiert, dass Frauen nicht in diese oder gewisse Berufe dürfen, weil die Bezeichnung ja eindeutig männlich sei. Das hieße, das generische Maskulinum solle ja bitte als generisch verstanden, solange bis es jemandem passt, es als eindeutig männlich zu interpretieren. Das ist kein Zustand und das ist eindeutig Politik, also warum keine Politik, um es geschlechtergerechter zu machen? 

Außerdem gehört der Gebrauch eines generischen Maskulinums nicht in jeden einzelnen männlichen Eintrag eines Wörterbuchs (denn "der Arzt" ist grammatisch genau männlich), sondern in eine Grammatikübersicht. Von daher ist der Duden nun umso präziser und grammatischer geworden. Kein Grund zur Genderpanik, die sich in den Nachrichten breitmacht.
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