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[Kogn] Psycholinguistik, Sprache & Kognition, Neurolinguistik: 
Erledigt: 01.07.2018, 18:21:10 Rezeption von Wortgruppen
#1
Erledigt: 01.07.2018, 18:21:10 98_exclamation 
 
Hallo ihr Lieben,
ich beschäftige mich gerade im Zuge meiner Dissertation mit der Frage, wie Gruppen aus Wörtern, die eine Sinneinheit ergeben, vom Rezipienten verstanden werden können. Wenn ein Hörer oder Leser einen Block aus Wörtern, z.B. eine phraseologische Wendung oder ein geflügeltes Wort, hört oder liest, wie genau kann er diesen Block dann verstehen? Es gibt sicherlich Unterschiede im Verstehen von zu nicht in Gruppen zusammengefassten Wörtern, doch wie genau sehen die aus?
Diese Frage berüht auch die nach metrisch gebundener Sprache. Wenn ich ein hexametrisches Gedicht höre oder lese, welche Auswirkungen hat das Metrum auf mein Verständnis? Gibt es dazu bereits Untersuchungen?

Ich habe lange im Internet und speziell in Literaturverzeichnissen verschiedener Psycholinguisten gesucht, doch ohne Erfolg. Tippt

Hat jemand von euch vielleicht einen Literaturtipp?

Liebe Grüße
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#2
 
Was meinst Du genau mit Gruppe aus Wörtern, die eine Sinneinheit ergibt? Steht da ein syntaktisches Konzept dahinter oder eine inhaltliche Zuordnung? Eine Gruppe aus Wörtern, die eine Sinneinheit ergeben, können schließlich gesättigte Valenzen, Phraseologismen, reguläre Phrasen oder auch einfach nur Kollokationen im weitesten Sinne sein.

Gruß PeterSilie
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#3
 
Ich hatte tatsächlich etwas allgemein gefragt, weil ich befürchtete, dass eine thematische Konkretisierung den allgemeinen Blick darauf, was es schon geben könnte, verstellen würde.

Es geht konkret um die Epen von Homer, in denen sehr häufig bestimmte Halbverse wörtlich wiederholt werden; das sind dann v.a. Kollokationen im weiteren Sinne. Beispielweise wird eine Person, die nun beginnt zu sprechen, sehr ähnlich/gleich eingeführt, i.d.R. mit einer Apposition: "Nun sprach Agamemnon, der König der Mannen". Variation gibt es da so gut wie keine. Da daneben auch reguläre Phrasen gehäuft auftauchen, möchte ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen, ob und was es dazu schon in der psycholinguistischen Sekundärliteratur gibt.

Da die Epen Homers genau auf der Schwelle zwischen mündlicher und schriftlicher Dichtung stehen, suche ich ebensosehr nach Forschungen zum Sprechen/Hören wie zum Lesen.
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#4
 
Ich weiß nicht, ob das sonderlich hilfreich ist, aber so als Randbemerkung:
Am MPI für empirische Ästhetik wird soviel mir bekannt u. a. auch zur Sprachverarbeitung lyrischer Texte geforscht. Vielleicht ist es als Einstieg in die Literatur nützlich mal zu schauen, was dort so publiziert wird:
https://www.aesthetics.mpg.de/forschung/...rauch.html
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#5
 
Um das etwas zu konkretisieren, handelt es sich dabei dann eher um Kookkurrenzen oder Adjazenzen als um Kollokationen. Es gibt unglaublich viele Ansichten darüber, was Kollokationen sind und was nicht, doch eines haben sie immer gemeinsam: Die Bedeutung von Kollokationen geht immer über das vordergründig gesagte hinaus. Dabei kann es sich um eine tatsächliche Bedeutungserweiterung handeln oder aber auch um den Ausdruck eher funktionaler Einstellungen, wie bspw. Begrüßung in Guten Tag!
Es scheinen bei Deinem Thema zwei Fragen von Interesse zu sein: Werden beliebige adjazente Ausdrücke ebenso verarbeitet wie adjezente Ausdrücke, die Teil derselben syntaktischen Phrase sind? Und bei letzteren: Werden adjazente Ausdrücke mit einer nicht-kompositionalen Bedeutung anders verarbeitet als adjazente Ausdrücke mit einer kompositionalen Bedeutung?

Gruß
PeterSilie
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#6
 
Erst einmal vielen Dank an thf und PeterSilie gleichermaßen für die interessanten und weiterführenden Denkanstöße und Hinweise. Das MPI bietet tatsächlich einige Projekte, die meine Frage und damit die Richtung, in die ich will, berühren.

Ob es bei den Kollokationen, wie sie in der Ilias vorkommen, eine Bedeutungserweiterung gibt oder sie Ausdruck einer funktionalen Einstellung sind, darüber wird seit ca. 100 Jahren diskutiert. Ich selbst habe mir noch keine abschließende Meinung gebildet.
Die Ausdrücke, die verwendet wurden, sind nicht beliebig, sondern ziemlich starr. Sie treten mit genau demselben Wortlaut an genau der gleichen Versposition (z.B. am Anfang) auf. Sie fallen kompositionell also aus den restlichen Versen heraus. Homer hat die Variationsbreite des Hexameters ausgenutzt und Silben elidiert oder hinzugefügt. Doch die genannten Ausdrücke sind immer gleich, immer gleich starr. Ich würde aber sagen, dass die adjazenten Ausdrücke durchgängig kompositionale Bedeutung haben. In der Hinsicht unterscheiden sie sich weder voneinander noch von ihrer hexametrischen Umgebung.
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