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29.09.2011, 10:40:25
Hallo,
ich sehe in letzter Zeit immer häufiger, dass in Transkriptionen das r als Längungszeichen verstanden wird. Ich will hier einmal rumfragen, ob dem wirklich so ist. Denn meiner Meinung nach ist das ganz und gar nicht so.
Folgendes Beispiel:
Sarg (norddt.)
Das Wort wird dann oft [zaːχ] transkribiert.
Borg (plattdeutsch)
Das wird dann [bɔːç] transkribiert.
Das ist doch aber nicht richtig so. Würde ich das wie oben aussprechen, klänge das doch ganz anders. Das r ist doch kein Längungszeichen, sondern vokalisch. Ich würde das so transkribieren:
Entweder [zaɐχ] oder [zaɪχ], [bɔɐç] oder [bɔɪç].
Wenn man ganz genau hinhört, merkt man doch auch, dass dort zwei verschiedene Vokale sind und nicht ein langer.
Was meint ihr dazu?
LG
Kevin
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Ein Forenkollege (aus Thüringen, glaub ich) in einem anderen Forum meinte vor einiger Zeit mal, dass ihm aufgefallen ist, dass er Vokale, hinter denen ein [ɐ] kommt, oft zu Monophthongen vereinfacht. Die Diskussion scheint aber mittlerweile gelöscht zu sein, jedenfalls kann ich sie nicht mehr finden. Als Nicht-Germanist kenn ich mich leider mit Dialekten zu wenig aus, um da mehr Informationen zu geben. Ich selber hab /ar/ [aː], aber sonst [Vɐ̯̯], aber das scheint ziemlich verbreitet zu sein.
[zaɪχ] für /zark/ ... gibt's das echt?! Ein Erzgebirgischer Bekannter sagt sowas in der Richtung wie [saɪk] oder [saɪç] für <Sarg>, aber mit [χ] am Ende sieht komisch aus.
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Ich würde viel eher von einem [ˁ] oder sogar einem [ʕ] bzw. einem [ɣ] ausgehen, da sich diese Laute stark wie ein [ɒ] anhören.
Ich denke einfach, dass das "R" nicht gerieben wird, und es deshalb stark vokalisch anmutet. Aber um nichts in der Welt fiele mir ein, dass das "R" in irgendeiner Weise als Vokallängung stünde. Nie, nienienienienieniemals. Es ist einfach ein Laut, den man nicht gerne ausspricht, weil seine Bildung umständlich ist und wir Menschen immer sprechfauler werden. :)
In diesem Sinne.
An gun-Nah.. [eine gute Nacht] :)
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(01.10.2011, 01:32:27)Konanen schrieb: Es ist einfach ein Laut, den man nicht gerne ausspricht, weil seine Bildung umständlich ist und wir Menschen immer sprechfauler werden. :) In bestimmten Kombinationen mit anderen Vokalen vielleicht, aber "immer sprechfauler"? Dann dürfte es mittlerweile gar keine Sprache mehr geben, weil seit tausenden Jahren Menschen sprechen. Stattdessen ist Lautwandel, was passiert. Der radiert aber nicht alles aus, sondern verschiebt bloß.
(Blödes Internet! Ich weiß jetzt nicht, ob das bloß als Witz gedacht war, oder nicht.)
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Meiner ungeschulten Meinung nach handelt es sich hier aber nicht um eine Ersatzdehnung. Ich habe es noch nicht mit praat überprüft (was wohl daran liegt, dass ich mich null mit dem Programm auskenne. ;)). Ich denke aber, dass herauskommen würde, dass das /r/ lediglich vokalisiert wurde und hier zwei verschiedene /a/-Qualitäten zugrunde liegen, die bloß ziemlich gleich klingen und in normaler Redegeschwindigkeit kaum bis nicht unterscheidbar sind. Barg, Sarg wären dann für mich [zaɐç], [baɐç]. Bzw. analog zur von mir beschriebenen /i/-Vokalisierung: [zaɪç], [baɪç]. Da in den verschiedenen deutschen Variationen bei einer /r/-Vokalisierung stets Vokale eingefügt werden, würde ich es merkwürdig finden, gäbe es hier plötzlich eine Ersatzdehnung.
Zudem würde sich der Laut des finalen /g/s ändern, handle es sich um eine Ersatzdehnung und wäre der davorstehende Laut ein langes /a/.
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