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[Gramm] Grammatikographie, Sprachbeschreibung: 
Erledigt: 23.01.2019, 21:45:34 V1-Stellung bei Inversion von Sätzen der Wahrnehmung
#1
Erledigt: 23.01.2019, 21:45:34
 
Hallo, liebe Sprachler!

Seit längerem schon umtreibt mich eine syntaktische Kuriosität:

- Ich hab gedacht,
- Ich bin der Meinung,
- Ich hab das Gefühl,
- Ich glaub,
das ist gut.

vs.

Das ist gut, 
- hab ich gedacht.
- bin ich der Meinung.
- hab ich das Gefühl.
- glaub ich.

Zum einen bin ich mir nicht sicher, ob die V1-Stellung der Wahrnehmungssätze dialektisch bedingt oder standardsprachlich ist. Kommen Euch solche Formulierungen wie im zweiten Block bekannt vor?
Zum anderen würd ich gern wissen, wie diese Inversionsanomalie einzuordnen ist: Woher kommt die Verberststellung?
Ist der Satz mit dem Experiens vor den Nebensatz gestellt, so gibt es eine V2-Stellung. In der mir vertrauten Alltagssprache wird aber häufig der Wahrnehmungssatz nachgestellt.
Vielleicht übersehe ich auch die selbstverständlichste Auflösung der Frage, jedenfalls kommt mir diese V1-Stellung unsinniger vor, je länger ich darüber nachdenke.


Liebe Grüße
Yaouoay
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#2
 
Mit richtiger Syntax-Theorie habe ich mich ewig nicht mehr intensiv und auch früher allenfalls mit semantischem Schwerpunkt befasst. Daher mit der Befürchtung, den Punkt nicht zu sehen, die Bemerkung:


Das ist gut, habe ich gedacht.

Ist denn da keine Verbzweitstellung?   (Nebensatz als erste Konstituente, "habe" als zweite)
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#3
 
(08.10.2018, 21:40:20)kunnukun schrieb: Mit richtiger Syntax-Theorie habe ich mich ewig nicht mehr intensiv und auch früher allenfalls mit semantischem Schwerpunkt befasst. Daher mit der Befürchtung, den Punkt nicht zu sehen, die Bemerkung:


Das ist gut, habe ich gedacht.

Ist denn da keine Verbzweitstellung?   (Nebensatz als erste Konstituente, "habe" als zweite)

Doch, das ist Verbzweit, genau wie du schreibst. M.E. liegt das hier an Emphase: "Das ist gut, habe ich gedacht" mit Fokus auf dem Objekt statt dem Subjekt wie in "Ich habe gedacht, das ist gut".
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#4
 
Oh.
Ja, das ergibt Sinn. ^^

Und verhält es sich mit z. B. "Das ist gut, hab ich das Gefühl." anders, wo "das ist gut" kein Objekt, sondern ein Argument von "das Gefühl" ist?
Eine V2-Stellung ist es zwar immer noch, aber ist auch diese Formulierung grammatisch?


Danke und liebste Grüße
Yaouoay
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#5
 
(09.10.2018, 15:39:30)Yaouoay schrieb: Und verhält es sich mit z. B. "Das ist gut, hab ich das Gefühl." anders, wo "das ist gut" kein Objekt, sondern ein Argument von "das Gefühl" ist?
Eine V2-Stellung ist es zwar immer noch, aber ist auch diese Formulierung grammatisch?

Da fallen mir spontan ein paar Möglichkeiten ein, wie man das analyisieren könnte. Zunächst: Ja, auf jeden Fall V2, in beiden Teilsätzen. Hier scheint "Das ist gut" ein Korrelat mit V2 zu "das Gefühl" zu sein, da alle Argumente, die "haben" fordert, bereits belegt sind. Umformulieren lässt es sich ja mit "Ich habe das Gefühl, dass das gut ist", was die weniger umgangssprachliche Variante wäre. Grammatisch ist dein Beispiel aber auf jeden Fall. Dass "das ist gut" hier kein Objekt ist, liegt m.E. übrigens einzig am Verb: In Das ist gut, denke ich hast du wieder Objektsfunktion des V2-Nebensatzes.
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#6
 
Zitat:Grammatisch ist dein Beispiel aber auf jeden Fall.

Stimmt: Wenn man an parallele Formulierungen mit "haben" als Prädikat und einem Objekt mit Argument denkt, und ein nicht satzwertiges nimmt, ist eine Inversion auch grammatisch:

Ich hab das Gefühl von Unsicherheit.
Von Unsicherheit hab ich das Gefühl.

Nicht unbedingt hübsch, aber grammatisch. ^^


Vielen Dank Euch beiden, ich stand recht auf dem Schlauch. 
Yaouoay
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#7
 
(10.10.2018, 16:03:08)Yaouoay schrieb:
Zitat:Grammatisch ist dein Beispiel aber auf jeden Fall.

Ich hab das Gefühl von Unsicherheit.
Von Unsicherheit hab ich das Gefühl.

Nicht unbedingt hübsch, aber grammatisch. ^^

Brr, das würde ich jetzt wiederum als ungrammatisch bezeichnen, weil von Unsicherheit ein Präpositionalattribut zu Gefühl  ist und kein eigenständiges Satzglied, sondern nur Teil des Objekts (Ich habe ein Gefühl und zwar ein spezifisches, nämlich ein unsicheres bzw. eines von Unsicherheit).
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#8
 
Ich mische mich mal in die Diskussion mit ein :)

Bei Phrasen wie "Gefühl/Hoffnung/Annahme/Überlegung, dass ..." handelt es sich um komplexe NPn der Form [NP [N] [CP]], die das Nomen als Prädikat und die Nebensätze als Argumente haben. Im Grunde so, wie die entsprechenden Verben fühlen/annehmen/üerlegen/etc.
Ob man die eingebettete CP ohne den Rest ins Vorfeld bewegen kann, ist nicht immer sicher. Es kann durch die Subjazenz verboten sein, weil hier eine Bewegung über zwei Grenzknoten (NP und IP) erfolgt. Oder man muss eine zyklische Bewegung annehmen. Kann sein, dass sich dialektal Unterschiede in der Begutachtung ergeben.
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#9
 
Hallo, Lingucat!

Stimmt, die meisten Präpositionalattribute (PAe) kann man nicht umstellen.
Bei folgendem Beispiel handelt es sich aber um ein PA, oder?:

   Ich habe keine Ahnung von Latein.
   Ich habe von Latein keine Ahnung.
   Von Latein habe ich keine Ahnung.

Jedenfalls verhalten sich PAe anders als Satzattribute (SAe) (wie "Das ist gut" in "Das ist gut, habe ich das Gefühl."), deshalb war mein Beispiel sowieso deplatziert.
ABER
ich zweifle an, dass man das SA "Das ist gut" tatsächlich dergestalt umstellen kann.[1]
Zum Vergleich ein anderes SA mit Inhaltssatz:

   Er lebt in dem Glauben, die Welt sei eine Computersimulation.
   *Die Welt sei eine Computersimulation, lebt er in dem Glauben.

Deshalb kommt mir "Das ist gut, habe ich das Gefühl." wohl so schief vor. Oder ist es doch richtig? 

Huh

LG~Y
Fußnoten:
  1. Sofern ich in der Annahme recht gehe, dass es ein SA ist …
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#10
 
(11.10.2018, 17:54:09)Anna K. schrieb: Ich mische mich mal in die Diskussion mit ein :)

Bei Phrasen wie "Gefühl/Hoffnung/Annahme/Überlegung, dass ..." handelt es sich um komplexe NPn der Form [NP [N] [CP]], die das Nomen als Prädikat und die Nebensätze als Argumente haben. Im Grunde so, wie die entsprechenden Verben fühlen/annehmen/üerlegen/etc.
Ob man die eingebettete CP ohne den Rest ins Vorfeld bewegen kann, ist nicht immer sicher. Es kann durch die Subjazenz verboten sein, weil hier eine Bewegung über zwei Grenzknoten (NP und IP) erfolgt. Oder man muss eine zyklische Bewegung annehmen. Kann sein, dass sich dialektal Unterschiede in der Begutachtung ergeben.

Hallo, Anna, willkommen in unserer Diskussion. ^^

Du sprichst etwas aus, was ich schon vermutet hatte: Es ist unsicher und sprachwissenschaftlich nicht vollständig erfasst.
In einem sachlichen Text würde ich jedenfalls derartige Formulierungen weiträumig umschiffen, weil sie mir, wie Du meintest, umgangssprachlich bzw. dialektal vorkommen.

Vielen Dank für Deine Antwort!
Yaouoay
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