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Erledigt: 07.01.2020, 02:39:07 nachgestelltes Possesivpronomen im Deutschen
#1
Erledigt: 07.01.2020, 02:39:07
 
(17.04.2018, 16:27:25)Yaouoay schrieb: Eine Zeit lang war ich überzeugt, dass es die Möglichkeit des nachgestellten Possessivpronomens (formal ein Genitiv-Personalpronomen) im Deutschen tatsächlich gibt. 
Man hätt mich wohl verstanden, hätt ich gesagt: 

"Das ist ein Scherz deiner?
Aber kein sehr feiner!
Schäm dich."

Mein Griechischlehrer hat einmal die Hypothese aufgestellt, dass im Deutschen früher wie im Altgriechischen der Genitiv des Personalpronomens diese Funktion übernehmen konnte. Begründung: "Vater unser im Himmel...".
Demnach wäre die weibliche Entsprechung dann nicht "Mutter unsere", sondern ebenfalls "Mutter unser", weil es nicht das übliche Possessivpronomen hintangestellt, sondern der Genitiv zu "wir" wäre und der natürlich nicht weiter flektiert würde.
Im Altgriechischen funktioniert das sehr gut und ist die übliche Version, die Possessivpronomina werden da nur zur Betonung verwendet. Ob die Vermutung meines Lehrers richtig war und es im Deutschen geht bzw. mal ging, kann ich allerdings nicht sagen, da ich ebenso wenig Germanist bin wie er.
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#2
 
Zitat:Mein Griechischlehrer hat einmal die Hypothese aufgestellt, dass im Deutschen früher wie im Altgriechischen der Genitiv des Personalpronomens diese Funktion übernehmen konnte. Begründung: "Vater unser im Himmel...".

Ich bin einfach im falschen Jahrhundert geboren.  Nixweiss
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#3
 
(05.01.2019, 14:36:38)Yaouoay schrieb:
Zitat:Mein Griechischlehrer hat einmal die Hypothese aufgestellt, dass im Deutschen früher wie im Altgriechischen der Genitiv des Personalpronomens diese Funktion übernehmen konnte. Begründung: "Vater unser im Himmel...".

Ich bin einfach im falschen Jahrhundert geboren.  Nixweiss

Das ist schon fast eine Frage des richtigen Jahrtausends. Zwinker


Ein schöner Beleg aus dem Nibelungenlied:

Zitat:Waz ſaget ir mir von manne vil liebiu muoter min, Аne reken minne wil ich immer ſin.

Weitere Belege und Kommentar von Grimm: https://books.google.de/books?id=Nc12irF...22&f=false
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#4
 
Zumindest Grimm interpretiert diese Formen allerdings als "alterthümliche nachsetzung" des unflektierten Possessivpronomens (einleuchtend; sowas ist, soweit ich mich erinnere, im Mhd bei Adjektiven ja durchaus üblich) und ausdrücklich nicht als Genitiv des Personalpronomens, mit Verweis auf das Gotische. So viel zu meiner These... Dann wäre also doch weiterhin Raum für Yaouoays Postpossessivpronomina, die eindeutig eine Lücke in der deutschen Sprache füllen würden  Zwinker
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#5
 
(05.01.2019, 17:39:33)Jon.Schnee schrieb: Zumindest Grimm interpretiert diese Formen allerdings als "alterthümliche nachsetzung" des unflektierten Possessivpronomens (einleuchtend; sowas ist, soweit ich mich erinnere, im Mhd bei Adjektiven ja durchaus üblich) und ausdrücklich nicht als Genitiv des Personalpronomens, mit Verweis auf das Gotische. So viel zu meiner These... Dann wäre also doch weiterhin Raum für Yaouoays Postpossessivpronomina, die eindeutig eine Lücke in der deutschen Sprache füllen würden  Zwinker

Ja, auch ich flektiere die Postpossessivpronomina nicht, das passt.

Ich kenne sie auch aus dem Norwegischen:

min bror (mein Bruder, definit)
aber
broren min (der Bruder mein(er), definit)
aber
*en bror min (ein Bruder mein(er), indefinit) gibt es meines Wissens nicht, da sagt man
en bror av meg

Es ist jedenfalls noch Raum, das Deutsche auszuschöpfen. 
Als Dichter bin ich der Vorstellung verfallen, dass auch die weniger Sprachbegabten Neologismen und syntaktische Innovationen intuitiv begreifen, 
beispielsweise die originelle Inversion in Paul Boldts Gedicht "Auf der Terrasse des Café Josty":

Auf spritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest (V. 13) statt "Berlin spritzt auf"

Die Frage ist immer für mich: Wo hört Deutsch auf und fängt Dichtung an? Ist

ein grundes Dröhnen

noch Deutsch oder schon Kunstsprache?
Für mich ganz persönlich gibt es zwei Arten der Dichtung:
die konservative (wenige Neologismen, grammatisch korrekt) und die innovative (gewagte Neologismen, grammatisch fragwürdig). 
Und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass die Tendenz deutlich zur innovativen geht.
Dichtung soll Sprache gestalten, nicht Sprache nur Dichtung!


LG~Y
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